Fachliche Gedanken teilen
Lautlose Kommunikation als neue Sprache in der Kita Schilfweg
25.03.2025, Dresden – Der Kindergarten Schilfweg gibt Einblicke in die Arbeit mit Gebärdensprache
Seit einigen Monaten ist ein besonderes zweijähriges Mädchen bei uns. Sie ist von Geburt an gehörlos und wächst in einer gehörlosen Familie auf. Natürlich hatten wir im Vorfeld viele Fragen, u. a.: „Wie kommunizieren wir mit ihr und ihrer Familie?“, „Erkennen wir ihre Bedürfnisse und können sie erfüllen?“, „Wie werden die anderen Kinder reagieren?“, „Wie können wir den Kitaalltag für das Kind gut gestalten?“
Trotz der vielen Fragen haben wir uns sehr auf die neuen Herausforderungen gefreut. Damit das ganze Team gut mit dem Kind und ihrer Familie kommunizieren kann, hatten wir bisher zwei Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt Gebärdensprache. Die Wichtigkeit dieser Sprache ist uns bewusst, denn die Gebärdensprache ist die primäre Form der Kommunikation für gehörlose Menschen. Durch die Weiterbildungen wurde uns die Angst genommen, auf diese (für uns doch nicht so ganz neue) Art zu kommunizieren.
Wir haben gemerkt, dass wir viel Gesprochenes im Alltag schon mit Gesten unterstützen, die allen Kindern nützen, aber besonders im Umgang mit unseren Jüngsten, welche gerade erst beginnen, die Sprache zu entdecken oder mit Kindern, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Wir wurden ermutigt, viel mit Mimik und Gestik auszudrücken, was uns nach anfänglichem Zögern immer besser gelingt.
In den Kursen haben wir erste Gebärden gelernt, welche für den Kitaalltag relevant sind und ein paar grundlegende Dinge, welche man im Umgang mit gehörlosen Menschen beachten sollte. Zum Beispiel, dass man als erstes zeigen muss, dass man da ist - durch antippen, winken, Licht an/aus oder ähnliches. So lenkt man die Aufmerksamkeit auf sich. Wichtig ist dann, den Blickkontakt zu halten, auf die Gesten des anderen zu achten und selbst mit klaren Gesten/Gebärden zu kommunizieren.
Damit das Mädchen und ihre Eltern uns mit einem Namen ansprechen können, hat jeder Pädagoge eine Gebärde für seinen Namen bekommen. Diese wird bildlich dargestellt und ist auf dem Foto des jeweiligen Pädagogen im Eingangsbereich abgebildet.
Seit diesem Monat kommt einmal wöchentlich eine Gebärdensprachpädagogin als Sprachassistenz in unsere Kita, um das Kind beim Erlernen der Gebärdensprache zu unterstützen. Sie ist ebenfalls gehörlos und es war für uns aufregend, wie sich dieses Angebot für das Mädchen gestalten wird und wie wir mit der Sprachassistentin kommunizieren können. Doch schon beim ersten Hallo (durch fröhliches Zuwinken) war das Eis gebrochen. Mit Blickkontakt, Mimik und Gesten haben wir gut zusammen kommunizieren können. Auch die anderen Kinder waren neugierig und aufgeschlossen der Gebärdensprachpädagogin gegenüber und schon nach kurzer Zeit haben sie ihre Gesten und Gebärden aufgegriffen, nachgeahmt und sich so mit ihr unterhalten. Das hat uns gezeigt: mit Blickkontakt, Mimik und Gestik kann man viel erzählen.
Wir freuen uns über die Chance, gemeinsam mit dem Mädchen neue Gebärden zu erlernen und diese anzuwenden. Die neuen Erfahrungen mit dieser Sprache sind eine Bereicherung für das gesamte Team und alle Kinder, denn automatisch erlernen auch sie einige Gesten und wenden diese an. So wird Inklusion intuitiv von ihnen gelebt. Wir haben gemerkt: es braucht nicht viel Vorbereitung, um Gebärdensprache in seinen Alltag zu integrieren. Man muss sich nur trauen, das gesprochene Wort mit seiner eigenen, authentischen aber verstärkten Mimik und Gestik darzustellen. Auch wenn die offizielle Gebärde möglicherweise anders aussieht als dargestellt oder verschiedene Gebärdensprachen aufeinandertreffen, ist es möglich, sich zu verständigen und die Zeit in der Kita gemeinsam zu gestalten.
Trauer und Verlustbewältigung mit Kindern: Einfühlsame Begleitung in schweren Zeiten
18.02.2025, Dresden – Der Verlust eines vertrauten Menschen, geliebten Kuscheltiers oder eines liebgewonnenen Haustiers ist für Kinder oft besonders schwer zu verstehen und zu verarbeiten. Sie erleben Trauer anders als Erwachsene und brauchen einfühlsame Unterstützung, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und einen Weg zu finden, um mit dem Verlust umzugehen. Gedanken dazu aus der Grunaer Kinderwelt:
Kinder trauern je nach Alter, Entwicklungsstand und Persönlichkeit auf unterschiedliche Weise. Manche weinen viel, andere ziehen sich zurück und wirken zunächst unberührt. Ihre Trauer wechselt oft zwischen Traurigkeit, Spielen und Fröhlichkeit. Das liegt daran, dass sie Ihre Gefühle schrittweise verarbeiten.
Jüngere Kinder haben oft noch kein Verständnis von der Endgültigkeit des Verlustes. Sie stellen Fragen oder glauben, dass der Verstorbene oder das vermisste Kuscheltier eine lange Reise macht, wobei ältere Kinder beginnen die Situation realistischer zu betrachten, können aber mit Angst oder Schuldgefühlen reagieren.
Trauer bei Kindern braucht Zeit, Verständnis und eine liebevolle Begleitung im häuslichen Umfeld und in der Kindertageseinrichtung. Für Eltern und Pädagog:innen ist es daher wichtig auf eine ehrliche und klare Kommunikation zu achten und mit einer kindgerechten Wortwahl die Situation zu erklären. Kinder müssen wissen, dass es in Ordnung ist, traurig, wütend oder verwirrt zu sein. Eltern können ihre eigenen Gefühle offen zeigen, um dem Kind zu vermitteln, das Trauer normal ist. Fragen wie „Fühlst du dich gerade traurig oder wütend?“ helfen, Gefühle zu benennen.
Zu Hause und in der Kindertagesstätte ist es von großer Bedeutung, den Alltag weitestgehend beizubehalten, um durch bekannte Strukturen und Routinen Sicherheit zu geben. Verschiedene Rituale bieten Raum für die Trauerbewältigung. Das Anzünden einer Kerze, das Malen eines Bildes, gemeinsames Erzählen oder Rollenspiele helfen den Kindern, Abschied zu nehmen und die Erinnerungen zu bewahren. Dabei können Bilderbücher zum Verstehen der Situation oder das Gestalten von „Erinnerungsboxen“ genutzt werden. Körperliche Aktivitäten und Entspannungsübungen unterstützen den Abbau von Stress und fördern das emotionale Wohlbefinden der Kinder.
Wenn im häuslichen oder pädagogischen Alltag zu beobachten ist, dass das Kind über einen längeren Zeitraum sehr zurückgezogen ist, starke Angst entwickelt oder sich sein Verhalten stark verändert, kann eine professionelle Trauerbegleitung im Todesfall und eine Therapie sinnvoll sein. Pädagogische Fachkräfte unterstützen durch ihr emphatisches Verhalten, offenem Umgang mit der Thematik den Prozess der Trauerbewältigung im pädagogischen Alltag.
Trauer in der Kita erfordert besondere Aufmerksamkeit und einfühlsame Begleitung durch pädagogische Fachkräfte, indem sie den Kindern Raum für ihre Trauer geben, sie durch offene Kommunikation und verschiedenste Angebote unterstützen. Die enge Zusammenarbeit mit Eltern trägt wesentlich dazu bei, dass Kinder ihren Verlust verarbeiten und gestärkt aus der Erfahrung hervorgehen.
Mutmacher – Das komische Gefühl im BauchEin Erfahrungsbericht einer pädagogischen Fachkraft zum Mut machen
10.02.2025, Erfurt – Heute teilt Anke Schmiedl aus dem Kindergarten Vollbrachtfinken Ihre Gedanken mit uns zum Thema Mut machen:
Oft fragt man sich als Pädagog:in:
„Kann man mit Kindern sensible Themen besprechen?“
„Kann man auch Themen vielleicht einfach umgehen?“
Wenn man aber genauer hinhört und sich traut, dann stellt man fest:
Mit Kindern kann man jedes Thema besprechen und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.
So ging es mir beim Vorlesen eines Buches im Rahmen des Kinderschutzes. Oft hatte ich den Gedanken: Muss ich alles in der Kita besprechen? Ist das nicht auch die Aufgabe der Eltern? Muss ich die Kinder nicht vor heiklen Themen im Alltag beschützen? Ich stellte aber fest: Beschützen ja, aber durch kindgerechte Gespräche, unsere Jüngsten in der Gesellschaft ermutigen „Nein“ zu sagen, ist sehr wichtig und nicht schwierig.
Bei unserem Träger, der TSA Bildung und Soziales gGmbH, ist das Thema Kinderschutz sehr wichtig und wir, im Kindergarten Vollbrachtfinken, setzen uns im Team in den verschiedensten Situationen intensiv damit auseinander.
Wir bekamen für die Kinder und als Unterstützung für unsere Gespräche mit ihnen das Buch „Das komische Gefühl“ geschenkt. Ich schaute kurz hinein, las es durch und war auch irgendwie froh, es erst einmal den anderen Kollegen weitergeben zu können. Bei unserem Ritual, gemeinsam mit meinem Therapiebegleithund Balu zusammenzusitzen und zu erzählen, fragten die Kinder, was das für ein neues Buch wäre und ob sie es sich mit mir und Balu anschauen dürfen. Ich zeigte es den Kindern, wobei sich bei mir beim Vorlesen des Titels ein komisches Gefühl im Bauch einschlich. Meine Gedanken waren: Wie werden die Kinder darauf reagieren? Was werde ich erfahren? Und wie reagiere ich dann darauf?
Aber es kam alles ganz anders als ich dachte. Die Kinder waren begeistert, lauschten dem Vorlesen und konnten sich sofort mit dem Inhalt des Buches identifizieren. So schauten wir uns die ersten Seiten an und zu meinem Erstaunen, sprühten die Kinder vor Mitteilungsbedürfnis. Jeder erzählte etwas aus seinem Alltag. Es waren die alltäglichen Begebenheiten von zu Hause, die die Kinder sehr bewegten und mit denen sie die unterschiedlichsten Gefühle verbunden haben. Die Kinder erzählten mir und auch Balu sehr viel und zeigten ihm dabei das Buch.
Das lockerte die sehr intensiven Gesprächsinhalte auf. Die Kinder erzählten nun nicht mir ihre Geschichten, sondern Balu. Und er gab mit seiner Mimik und Gestik den Kindern eine emotionsfreie Rückmeldung, die die Kinder weiter motivierte, die nächsten Seiten anzuschauen. Seite für Seite setzten wir uns weiter mit diesem Thema auseinander.
„Wie zeige ich in manchen Situationen meine Gefühle und Grenzen?“ „Zu wem gehe ich, wenn ich Hilfe benötige?“ „Wie äußere ich, dass ich etwas nicht möchte?“ „Und warum manchmal auch etwas energischer?“
Wir tauschten uns darüber aus, wobei die Kinder erkannten, dass viele von ihnen schon kleine Lösungen für sich gefunden hatten, über die sie mit den anderen Kindern sprachen. Aber nicht auf alles kann ein Kind Antworten geben. Und so griff ich Situationen aus dem Buch und aus den Erzählungen der Kinder auf und erklärte ihnen, die Wichtigkeit in Situationen „NEIN“ sagen zu dürfen und dieses auch laut zu äußern. Dabei unterstützte mich mein Therapiebegleithund Balu wieder. Die Kinder probierten einmal aus, NEIN zu sagen. Und auch wenn sie sonst im Kindergartenalltag sehr energisch und laut reden können, schafften es die meisten nicht, in so einem Setting energisch und laut „NEIN, ich will das nicht“ zu rufen. Da machte ich es den Kindern einmal vor. Und in dem Moment, als ich es laut aussprach, ging mein Hund automatisch ein Stück zurück, obwohl er gar nicht gemeint war. Die Kinder waren erstaunt, was man mit einem klaren NEIN bewirken kann. Die Reaktion meines Hundes ermutigte sie, es auch einmal zu probieren.
Auch an den nachfolgenden Tagen wollten sich die und auch andere Kinder dieses Buch immer wieder anschauen und sich über ihre Gefühle austauschen. Im Alltag spürte man eine geschärfte Sensibilität gegenüber eigenen Gefühlen und dem Umgang mit den Gefühlen der Anderen.
Mein Fazit ist: Seid mutig und sprecht mit den Kindern auch über herausfordernde Themen!
Anke Schmiedl
Was ein neuer Blick auf das Sein bewirkt – die bedürfnisorientierte Perspektive
04.02.2025, Jena – Eine bedürfnisorientierte Begleitung von Kindern ist für die meisten Menschen in der Gemeinschaft ein Begriff. Durch geschichtliche Aufarbeitung, Studien und Social Media werden Erziehung, Bildung und auch familiäre Rollenbilder beleuchtet und kritisch hinterfragt.
Immer wieder wird deutlich, dass Kinder Liebe, Nähe und eine sichere Bindung benötigen, um selbstbewusst, selbstwirksam und körperlich gesund aufzuwachsen. Wie gelingt ein solches Miteinandersein im sozialen Raum des Kindergartens? Welche Grundlagen müssen pädagogische Fachkräfte für einen bedürfnisorientierten Umgang beherrschen? Was bedeutet Bedürfnisorientierung für eine gelingende Elternpartnerschaft?
Bedürfnisorientiert zu handeln bedeutet, Bedürfnisse, Gefühle sowie Grenzen jedes Menschen wahrzunehmen, einzuordnen und zu wahren. Besonders im Hinblick auf Kinder steht die Stabilität einer Beziehung im Vordergrund, nicht die Erziehung im traditionellen Sinn. Für die pädagogischen Fachkräfte im Kindergarten Burgweg bedeutet Erziehung, vorbildhaft für die Kinder zu agieren und ihnen durch eine freundliche, aufgeschlossene, empathische sowie achtende Haltung Sicherheit zu geben.
Gespräche mit Kindern werden wortwörtlich auf Augenhöhe geführt und die pädagogischen Fachkräfte gehen dadurch auch auf eine körperliche Ebene mit den Kindern in Verbindung. Es ist ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung. Wer möchte schon von oben herab Etwas gesagt bekommen?
Um sensibel mit den Kindern und deren Familien im Austausch zu bleiben, ist es Aufgabe jeder einzelnen Fachkraft sich selbst und ihr fachliches Handeln zu reflektieren sowie Fachwissen der Entwicklungspsychologie anzuwenden. Dafür dienen z. B. vertrauensvolle Personalgespräche, Austausch in Dienstberatungen, Weiter- und Fortbildungen, das interne Qualitätsmanagement und tagesübergreifende Teamtage.
Des Weiteren bietet der Kindergarten themenbedingte Räume, wie z. B. ein Rollenspiel- oder Bewegungszimmer, Bauraum und Kreativwerkstatt, so dass das Kind seinen aktuellen und individuellen Interessen nachgehen kann. Ein großzügig gefasster Zeitrahmen, wie z. B. die Mittagsverpflegung von 10:30Uhr bis 13:00 Uhr, erlaubt den Kindern mehr Fokussierung auf ihre Projekte. Geleitete Bildungsgelegenheiten werden vom Fachpersonal so aufbereitet, dass sie die Themen der Kinder aufgreifen. Auch dadurch wird den Kindern signalisiert, dass ihre Interessen bedeutungs- und wertvoll sind.
Da der Kindergarten eine Gemeinschaftseinrichtung ist, gibt es Konflikte, Missverständnisse und herausfordernde Situationen. Daher ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass eine bedürfnisorientierte Handlungsweise nicht bedeutet:
- (alle) Wünsche der Kinder oder Eltern zu erfüllen
- Schwierigkeiten, Konflikte, Ärger oder Frust von allen Beteiligten fernzuhalten
- eigene Bedürfnisse oder Grenzen als Fachkraft zu übergehen
- zu allem „Ja“ zu sagen
Demnach zeichnet sich die Bedürfnisorientierung im Kindergarten Burgweg dadurch aus, dass die pädagogischen Fachkräfte:
- Bedürfnisse und individuelle Grenzen der Kinder und Familien erkennen und wahrnehmen
- Verhalten und Emotionen verbalisieren und gemeinsam mit dem Kind aufarbeiten
- gemeinsam mit den Beteiligten Kompromisse bei unterschiedlichen Bedürfnissen finden
- eigene Glaubenssätze und Verhaltensmuster immer wieder prüfen
Bedürfnisorientierung ist daher viel mehr, als nur ein Konzept. Es ist eine Haltung, die sich sowohl nonverbal als auch verbal zeigt. Diese ist entscheidend, wie achtsam und feinfühlig eine pädagogische Fachkraft in bestimmten Situationen reagiert und damit mit ihrem Gegenüber in Verbindung geht.
Auch im in Hinblick auf aktuelle politische Entwicklungen ist daher die Frage zu stellen: Welche Haltung möchte ich weitergeben? Wie möchte ich gesehen und verstanden werden? Welche Werte sind mir wichtig und schützenswert?
Sie möchten mehr über die Kita Burgweg und deren Einrichtungskonzept erfahren? Dann schauen Sie gerne hier vorbei:
Wie eine Eltern-Kind-Gruppe das Ankommen in der Kita unterstützen kann
21.01.2025, Dresden – In einigen unserer Kitas gibt es Eltern-Kind-Gruppen, Kennenlerngruppen oder Krabbelgruppen. Was ist das und warum bieten wir es an?
Transitionen, also Übergänge, begleiten uns unser Leben lang. Der erste institutionell geprägte Übergang ist für viele Kinder und ihre Familien der von der Familie in die Kita. Dieser Übergang kann dann gut gelingen wenn die Familien und deren Kinder Vertrauen zur Kita aufbauen und Ihre Kinder mit einem guten und sicheren Gefühl bei diesem wichtigen Schritt in Ihrer Entwicklung begleiten. Nach einer gelungenen Eingewöhnung markiert der morgendliche Übergang von der familiären Umgebung zur Kita für die Kinder einen bedeutsamen Wechsel zwischen verschiedenen Welten.
Pädagogische Fachkräfte spielen als einfühlsame Wegbegleiter:innen die entscheidende Rolle dabei, den Wechsel zwischen den Welten bedürfnisorientiert, kindgerecht und sanft zu gestalten. Um die Ankommenszeit gut zu gestalten und ein Loslassen zu ermöglichen, sollte frühzeitig Kontakt aufgenommen und Vertrauen zu den Eltern aufgebaut werden. Eltern gewinnen Vertrauen, wenn sie spüren, dass man wirklich wissen möchte, wer sie sind und man ihr Kind kennenlernen möchte.
Die achtsame Übergangsgestaltung und sensible Eingewöhnungsgestaltung kann Trennungsängste der Eltern vermeiden oder abbauen. Dies ist sehr wichtig, denn Trennungsangst der Eltern fördert Trennungsangst der Kinder und Druck verhindert Loslassen.
Gründe für Trennungsangst:
- Sympathie/Antipathie
- unsicher-ambivalentes Bindungsmuster
- unterschiedliche Werte
- Beobachtung von unangemessenem Verhalten/Handeln
- Bedürfnisse der Eltern sind/werden nicht erfüllt
Die Bedürfnisse der Eltern/Familien können ganz verschieden sein:
- Sicherheitsbedürfnis inkl. Vertrauen, Verlässlichkeit, Kontrolle
- Trostbedürfnis incl. Trost, Gesehenwerden, Verständnis
- Führungsbedürfnis incl. Struktur, Orientierung, Halt
- Autonomiebedürfnis incl. Selbstbestimmung, Mitbestimmung
Mögliche Fragen vor der Eingewöhnung:
- Was macht Angst? Was sind Bedenken?
- Was kann Sicherheit geben?
- Was können päd. FK/Kita beitragen, damit es dem Kind/den Eltern gut geht?
- Welches Signal wird vereinbart, wenn Eltern sich (mit/beim Abschied) nicht wohlfühlen?
Ein Impuls, welcher die Übergangs- sowie Anfangszeit erleichtern kann: eine Eltern-Kind-Gruppe. Hier treffen Eltern aufeinander, können Kontakte knüpfen, Informationen austauschen und Unterstützung erhalten sowie Vertrauen und Sicherheit gewinnen.
Ziele und Vorteile einer Eltern-Kind-Gruppe:
- Kontaktherstellung zu Gleichaltrigen, soziales Miteinander
- Spaß und Freude für die Kinder als elementares Grundbedürfnis
- Erfahrungsaustausch zwischen den Eltern
- Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung
- sanfte Unterstützung der kindlichen Entwicklungsprozesse
- Kennenlernen der pädagogischen Fachkräfte
- Kennenlernen der Kinder und Eltern, ggf. besondere Bedarfe erkennen
- Austauschmöglichkeit zu Fragen und Gedanken vor der Eingewöhnung
- Kontakte, Austausch, Ideen, Unterstützung
- Eltern-Kind-Gruppe als Ort zum Spielen fördert das Miteinander und ermöglicht es sowohl den Kleinen als auch den Großen voneinander zu lernen
Möglicher Aufbau und mögliche Inhalte:
- Begrüßung(slied): als festes Ritual, deshalb bei jedem Termin identisch,
- Gruppenzeit: freies Spielen, Gespräche und Bewegung,
- Abschluss: als festes Ritual, deshalb bei jedem Termin identisch,
- Lieder,
- Reime,
- Fingerspiele,
- Kreisspiele,
- vorlesen,
- freies Spiel wie puzzeln oder bauen,
- Bewegungsspiele
- …
Da die Rahmenbedingungen (wann, wo, wer) von Haus zu Haus unterschiedlich sind, informieren Sie sich gerne direkt bei den Kitas, welche für Sie interessant sind, über das konkrete Angebot. Einen Überblick zu unseren Einrichtungen finden Sie hier:
Das Gärntern im Kindergarten – mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung
13.01.2025, Erfurt – Beim Wachsen zusehen, lernen und gewinnen – Das Jahr 2024 war ein besonderes Gartenjahr
Das Gärtnern ist im Kindergarten Windischholzhausen mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Es bietet eine Fülle von Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und legt den Grundstein für eine nachhaltige und bewusste Lebensweise. Kinder sollen einen direkten Zugang zur Natur bekommen, die Natur mit allen Sinnen erleben und ökologische Zusammenhänge verstehen. Beim Pflanzen, Pflegen und Ernten erleben Kinder, wie Pflanzen wachsen und gedeihen. Sie erfahren, welche Rolle Licht, Wasser und Boden spielen und wie sie achtsam mit natürlichen Ressourcen umgehen können.
Im Rahmen eines Wettbewerbs der Stadtwerke Erfurt „Die Goldene Gemüsegabel“ fertigte die Einrichtung ein Gartentagebuch an. Darin vermerkte sie schriftlich und bildlich die Fortschritte der Kinder beim Säen, Wachsen und Ernten. Die Kinder der Einrichtung konnten sich dadurch mit der Natur verbinden und ein tieferes Verständnis für Pflanzen und die Umwelt erlangen. Gleichzeitig unterstützten Tätigkeiten, wie Ausgraben, Harken, Sähen und Zupfen die Entwicklung motorischer Fähigkeiten. Neugierig blickten sie täglich in deren Hochbeete, um die Fortschritte beim Wachsen der Pflanzen zu sehen. Möhren, Erdbeeren, Heukartoffeln, Kohlköpfe, Äpfel, Tomaten und diverse Kräuter sind in unserem Garten gereift. Natürlich durften diese auch direkt gekostet werden. Aus den Kartoffeln fertigten sie z. B. Chips, aus den Möhren ein leckeres Pesto und aus den Tomaten zauberten die Kinder einen Salat.
Als das Gartentagebuch prall gefüllt mit allerlei Rezepten, Liedern und Bildern war, wurde es den Stadtwerken Erfurt zugeschickt. Der Kindergarten und kam tatsächlich in den Vorentscheid um die „Goldene Gemüsegabel 2024“. Sechs unserer Kinder präsentierten dort vor Publikum und einer Jury die Garten-Show des Kindergartens Windischholzhausen und gewannen den 3. Platz. Großartig!
Die Arbeit im Garten ist also eine hervorragende Möglichkeit Kindern zu helfen, ihre Kreativität und Fantasie zu entfalten, über Nachhaltigkeit und Ressourcen nachzudenken.
Die Lebensmittel wertzuschätzen, wenn man erlebt wieviel Arbeit bis zum Verzehr notwendig ist!
Die Entstehung hautnah mitzuerleben und die Ergebnisse zu sehen, darüber waren die Kinder sehr stolz.
Herzlich das Team Windischholzhausen
Bedeutsamkeit von Bewegungsförderung für Kinder im Kontext der Bewegungsschule – eine Kooperation der TSA und der SG Dynamo Dresden
26.11.2024, Dresden – Die Förderung von Bewegung im Kindesalter ist einer der zentralsten Bausteine für eine gesunde körperliche, geistige und soziale Entwicklung. In den ersten Lebensjahren durchläuft ein Kind wesentliche Entwicklungsschritte, die von einem gezielten und altersgerechten Bewegungsangebot erheblich profitieren können. Dieser Beitrag beleuchtet die Bedeutung von Bewegung in diesen prägenden Jahren, stellt entwicklungsspezifische Bedürfnisse vor, gibt praxisorientierte Empfehlungen und wird beleuchten, was unsere Kooperation mit der SG Dynamo Dresden damit zu tun hat.
In den ersten Lebensjahren entwickeln sich die motorischen und kognitiven Kompetenzen von Kindern besonders schnell. Die planvolle Implementierung von alltagsintegrierter oder angebotsorientierter Bewegungspädagogik kann besonders in dieser Phase des Lebens eine besondere Bedeutsamkeit einnehmen. Durch Bewegungsaktivitäten werden neuronale Netzwerke im Gehirn gestärkt, was das Lernen, die Konzentrationsfähigkeit und die Problemlösungskompetenz fördert. Gleichzeitig unterstützt Bewegung die Entwicklung von Selbstvertrauen und emotionale Stabilität, da Kinder durch spielerische Herausforderungen Erfolgserlebnisse sammeln und lernen können, mit Frustration oder Freude umzugehen. Zudem können auch die sozialen Kompetenzen der Kinder von Bewegung profitieren: Kinder, die in Gruppen spielen oder gemeinsam sportlich aktiv sind, stärken häufig ihre Teamfähigkeit, Kommunikation und Empathie.
In den verschiedenen Altersphasen hat Bewegungsförderung unterschiedliche Schwerpunkte. Im Alter von 1 bis 3 Jahren stehen das Entdecken des eigenen Körpers und die Entwicklung grundlegender motorischer Fähigkeiten im Vordergrund. Aktivitäten wie Krabbeln, Klettern und Balancieren ermöglichen es Kindern, sich die Welt ganz eigenaktiv zu erschließen. Für Kinder zwischen 4 und 6 Jahren wird das Bewegungsrepertoire komplexer: Sie lernen, feinere Bewegungsabläufe zu koordinieren und Gleichgewicht zu halten. Spannende Bewegungslandschaften, Tanz, oder einfache Gruppenspiele bieten in diesem Alter ideale Möglichkeiten, sich im Sinne der oben genannten Kompetenzen ganzheitlich zu entwickeln. Im Grundschulalter, zwischen 7 und 10 Jahren, erweitern Kinder ihre Fähigkeiten immer weiter, sodass Sie diese in komplexeren Gruppenspielen, koordinativen Ganzkörperherausforderungen oder auch Raufspielen erproben wollen und auch dürfen sollten.
Die Grundlage für eine erfolgreiche Bewegungsförderung ist, dass sie altersgerecht, abwechslungsreich und zahlreich in den Alltag der Kinder integriert ist. Vielfältige Angebote sorgen dafür, dass Kinder nicht nur ihre motorischen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch Freude an der Bewegung entdecken. Die Freude an Bewegung leistet dabei den bedeutsamsten Beitrag dazu, dass Kinder Bewegung nachhaltig in ihr Leben integrieren. Es sollte eines der zentralen Ziele der Bewegungspädagogik sein, dass alle Kinder sich als wirksam erleben und dabei wohl fühlen. Dabei spielen sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte eine zentrale Rolle: Sie können durch ihre eigene Bewegungsfreude ein Vorbild sein und Kinder motivieren, aktiv zu sein. Gleichzeitig sollten die Bewegungsangebote barrierefrei gestaltet sein, sodass alle Kinder, unabhängig von ihren körperlichen oder sozialen Voraussetzungen, daran teilhaben können.
Alle diese zentralen Bedeutsamkeiten der Bewegungsförderung werden in der gemeinsamen Fortbildungsreihe der TSA/Freien berufsbildenden Schule Dresden und der Bewegungsschule der SG Dynamo Dresden ganz praktisch erprobt und theoretisch vermittelt. In der auf 4 Module in den Altersbereichen 1-3, 3-6, 6-10 (und einem Grundlagenmodul) angelegten Reihe liefert unsere berufsbildende Schule die pädagogische Expertise, die teilnehmenden Fachkräfte in der Entwicklung bewegungspädagogischer Kompetenzen zu begleiten. So werden diese offiziell zu Dynamischen Bewegungscoaches und somit deren Einrichtungen zu „Dynamischen Bewegungseinrichtungen“. Natürlich sind alle Einrichtungen der TSA Sachsen mittlerweile schon eben diese Partnereinrichtungen der Bewegungsschule und garantieren damit für eine professionelle bewegungspädagogische Begleitung der Kinder.
Für mehr Informationen dazu, besuchen Sie gern folgende Website: https://www.dynamo-dresden.de/fans/angebote-fuer-kinder/bewegungsschule/
Biografiearbeit
12.11.2024, Jena – Wie ein Blick zurück uns die Augen öffnen kann
Früher war es völlig normal, dass weinende oder wütende Kinder zu hören bekamen, es sei doch nichts Schlimmes passiert und sie sollten sich nicht so „anstellen“. Viele Generationen sind so aufgewachsen, dass sie bei Gefühlsausbrüchen weggeschickt wurden, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Sie sollten ihre Gefühle im Griff haben, und so manches Kind von damals ist noch heute als Erwachsene:r nicht in der Lage, einmal zu weinen oder Wut zuzulassen.
Inzwischen ist es gängige Fachpraxis, Kinder sensibel in ihren Gefühlsstürmen zu begleiten, ihnen also Worte für ihre Gefühle zu geben, gemeinsam die Bedürfnisse dahinter zu entschlüsseln und herauszufinden, was das Kind in dieser Situation braucht. Doch vermutlich kennen es die meisten von sich selbst: So viel wir auch über gewaltfreie Kommunikation wissen, in manchen Situationen sprudeln Sätze unserer Kindheit aus uns heraus.
„Hör doch mal auf zu weinen“, „Steh auf, es ist nichts passiert.“. Wir werden vielleicht ungehalten, reagieren genervt und rutschen unwillkürlich in die Vergangenheit zurück, ohne es steuern zu können.
Die Kinder konfrontieren uns täglich durch ihre Anliegen und ihr Verhalten mit unseren eigenen biografischen Erfahrungen, und diese sind individuell sehr unterschiedlich. Um professionell und vor allem förderlich auf die Kinder eingehen zu können, bedarf es einer entscheidenden Stellschraube: Pädagogische Fachkräfte sollten sich mit ihrer Biografie, ihren eigenen Bedürfnissen und ihrem Bild vom Kind auseinandersetzen, immer und immer wieder.
Um unserem Team die Möglichkeit dafür zu geben, wurde bei uns in der Kita Pusteblume im Rahmen des Beschwerdemanagements ein Workshop für die Fachkräfte entwickelt. Er soll einen Anstoß für die weiterführende Beschäftigung mit der eigenen Sozialisation geben.
Angesichts des großen Themenspektrums haben wir uns darauf geeinigt, im ersten Workshop den Fokus auf den Aspekt „Eigene Glaubenssätze“ zu legen, da er viele weitere Inhalte der Biografiearbeit berührt und einen leichten Zugang zur Thematik ermöglicht. Theoretischer Input aus der aktuellen Fachliteratur wird mit Einzel- und Gruppenübungen kombiniert.
Fragen innerhalb des Workshops lauten zum Beispiel „Wie wurde mit mir früher umgegangen, wenn ich ohne ersichtlichen Grund geweint habe?“ oder „Wie denke ich über mich selbst, wenn mir ein Missgeschick passiert?“
Für einen vertrauensvollen Rahmen haben wir eine Gruppengröße von maximal fünf Teilnehmenden gewählt. Wir achten darauf, Mitglieder aller Kleinteams einzuladen.
Wichtig ist uns, dass die Teilnehmenden zu nichts gedrängt werden. Freiwilligkeit ist die Basis dafür, sich der Thematik gegenüber öffnen zu können und daraus Nutzen zu ziehen. Auch innerhalb des Workshops geht jede:r nur so weit, wie es sich gut und sicher anfühlt. Weil teilweise sehr persönliche Erfahrungen geteilt werden, ist es besonders wichtig, dass wir uns zu Beginn gegenseitig unsere Verschwiegenheit zusichern.
Die Veranstaltung findet nachmittags am Rand der Dienstzeit statt, denn die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit kann viel auslösen und es soll sichergestellt sein, dass die Teilnehmenden die neuen Erfahrungen in Ruhe auf sich wirken lassen können. Ein zweiter Workshop ist bereits in Planung – für alle Teammitglieder, die sich tiefergehend mit ihren Prägungen auseinandersetzen möchten.
Wer einen ehrlichen Blick in seine eigene Kindheit und Jugend wirft, erkennt, welche Prägungen er in seiner pädagogischen Arbeit gern an Kinder weitergeben möchte und welche nicht. Wenn wir uns unserer Denkweisen und innerer Verletzungen bewusst sind, können wir uns den Menschen um uns herum so zeigen, wie wir sind und auch sie in ihrer Vielfalt besser akzeptieren.
Literaturempfehlung:
Wedewardt/ Cantzler (2022): Sich seiner selbst bewusst sein. Biografische Selbstreflexion, Freiburg im Breisgau, Herder.
Der Raum als dritter Erzieher – ein pädagogisches Konzept im Natur- und Waldkindergarten Wogau
28.10.2024, Jena Wogau – Das Konzept des „Raums als dritter Erzieher“, entwickelt von Loris Malaguzzi1 , ist eine zentrale Säule moderner frühkindlicher Pädagogik. Im Natur- und Waldkindergarten Wogau setzen wir dieses Prinzip gezielt um, um Kindern eine Umgebung zu bieten, die sie aktiv in ihrem Lernprozess unterstützt. Der Raum ist nicht nur ein statischer Ort, sondern ein dynamischer Akteur, der die Kinder zu Entdeckungen, kreativem Handeln und selbstständigem Lernen anregt. Seit 2019 ist diese Idee auch im Thüringer Bildungsplan2 verankert, der den Raum als Bildungsangebot beschreibt, das Kindern ermöglicht, eigenständig ins Spiel und ins Lernen zu finden.
Gestaltung als Lernanreiz
Ein zentraler Aspekt des Raumes als dritter Erzieher ist seine Offenheit und Flexibilität. Der Raum sollte sich den Bedürfnissen der Kinder anpassen und ihnen die Möglichkeit geben, ihn nach ihren Interessen zu gestalten. In unserem Natur- und Waldkindergarten setzen wir dies durch modulare Möbel und vielfältige Materialien um, die es den Kindern erlauben, ihre Umgebung aktiv zu gestalten. Besonders das Atelier als Funktionsraum spielt eine wesentliche Rolle: Hier finden die Kinder Naturmaterialien wie Steine, Blätter und Holzstücke in offenen Körben. Diese Materialien sind frei zugänglich und regen die Kinder dazu an, auf kreative Weise damit zu arbeiten und zu experimentieren. Sie können die Naturmaterialien mit Bastelmaterialien kombinieren, sodass ihre Fantasie und ihr räumliches Denken gefördert werden.
Die ästhetische Gestaltung des Raumes ist dabei von großer Bedeutung. Eine ordentliche und ansprechende Umgebung sorgt nicht nur für Wohlbefinden, sondern unterstützt auch die Konzentration der Kinder. Farben, Beleuchtung und die Anordnung der Materialien sind gezielt ausgewählt, um eine Umgebung zu schaffen, die die Kinder zur Aktivität einlädt. Im Atelier wird dies durch klare Strukturen und aufgeräumte Materialbereiche erreicht, die den Kindern Orientierung und Freiräume zugleich bieten.
Sichtbare Lernprozesse
Ein wichtiger Bestandteil des „Raums als dritter Erzieher“ ist die Dokumentation der Lernprozesse der Kinder. Diese zeigt nicht nur den Fortschritt, sondern auch die Wertschätzung ihrer kreativen Leistungen. Im Atelier des Natur- und Waldkindergartens werden die Kunstwerke der Kinder – ob aus Naturmaterialien, Modelliermasse oder Zeichnungen – in einem speziellen Bereich des Raumes präsentiert. Die Kinder legen ihre Zeichnungen in eigens gefertigte Kunstmappen, was ihnen eine persönliche Verbindung zu ihren Arbeiten ermöglicht. Die Dokumentation dieser Werke findet zudem in den Portfolios der Kinder statt, sei es als Original oder in Form von Fotos. Diese Ansätze machen die Lernprozesse nicht nur sichtbar, sondern helfen den Kindern auch, ihre eigene Entwicklung bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren.
Förderung der Selbstständigkeit und Kreativität
Ein entscheidender Punkt im Konzept des Raumes als dritter Erzieher ist die Partizipation der Kinder. Sie sind aktive Gestalter ihrer Lernumgebung und können selbst entscheiden, wie sie den Raum nutzen und wie sie mit den vorhandenen Materialien arbeiten. Diese Freiheit stärkt nicht nur ihre Selbstständigkeit, sondern fördert auch ihre Verantwortung für den gemeinsamen Raum und das Lernen. Im Atelier haben die Kinder die Möglichkeit, in kleinen Gruppen oder allein kreativ zu werden, ihre eigenen Projekte zu entwickeln und diese eigenständig umzusetzen. Sie bestimmen selbst, wie sie ihre Materialien einsetzen und was sie erschaffen möchten, was zu einer intensiven Förderung der kreativen Entfaltung und des eigenständigen Lernens führt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Raum als dritter Erzieher eine wesentliche Rolle in der pädagogischen Arbeit im Natur- und Waldkindergarten spielt. Durch die gezielte Gestaltung des Ateliers als Funktionsraum und die Bereitstellung vielfältiger Materialien schaffen wir eine Lernumgebung, die das intrinsische Lernen der Kinder unterstützt und ihre individuellen Potenziale fördert. Der Raum bietet den Kindern nicht nur die Möglichkeit, ihre kognitiven und kreativen Fähigkeiten zu entwickeln, sondern stärkt auch ihre sozialen Kompetenzen und ihr Umweltbewusstsein. So wird der Raum zu einem aktiven Partner im Bildungsprozess und ermöglicht den Kindern, die Welt um sie herum auf kreative und selbstbestimmte Weise zu entdecken.
1 Reggio Children S.r.l. (2013): Die hundert Sprachen des Kindes: Die Ansätze der Reggio-Pädagogik. Lünen: bildungsverlag Eins.
2 Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (2019): Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre. Weimar: verlag das netz.
Eingewöhnung in die Kita – ein ganz individueller Prozess
09.10.2024, Dresden – Eingewöhnung in die Kita – ein ganz individueller Prozess
Verfasst von Emely Hilbig, Co-Leitung Kita Lowi, Dresden
Wenn ein Kind neu zu uns in die Kita kommt, ist der Prozess der Eingewöhnung für alle Beteiligten mit vielen neuen Herausforderungen verbunden. Die Fachkräfte möchten das Kind und seine Familie kennenlernen. Das Kind entdeckt gemeinsam mit seinen Eltern eine kleine neue Welt, zu der neben den Fachkräften andere Kinder, ungewohnte Strukturen und zu erkundende Räumlichkeiten gehören.
Nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern bringen für ihre Entdeckungstour ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Jeder nimmt die Welt auf seine ganz persönliche Weise wahr und geht anders auf Menschen zu. Auf individuelle Bedürfnisse zu schauen, ist daher im Ankommensprozess des Kindes und seiner Familie in der Kita unerlässlich geworden. Bedürfnisorientierung heißt für uns, jedem Kind genau die Zeit zu geben, die es braucht, bis es sich von seinen Eltern während der Eingewöhnung lösen kann. Bedürfnisorientierung heißt, mit dem Kind gemeinsam einen Ort in der Kita zu finden, an dem es sich wohlfühlt und der künftig als sicherer Hafen dient. Bedürfnisorientierung heißt, dass die Kinder bei uns von Beginn an unter den pädagogischen Fachkräften ihre Beziehungspersonen wählen können. Bedürfnisorientierung heißt auch, die Bedürfnisse der Eltern und pädagogischen Fachkräfte während der Eingewöhnungszeit nicht aus dem Blick zu verlieren:
Kinder brauchen …
- … jemanden, der ihnen zeigt, wie das Kita leben funktioniert.
- … jemanden, der für sie da ist und ihnen Raum für alle ihre Emotionen gibt.
- … eine stabile, mit positiven Gefühlen verbundene Beziehung zu einer pädagogischen Fachkraft.
- … Zeit und Schutz.
- … zu Beginn die Sicherheit ihrer Begleitperson.
- … mit der Zeit Sicherheit durch bekannte Räume, Rituale, bekanntes Spielzeug, die pädagogische Fachkraft oder vertraute Kinder.
- … eventuell ein Übergangsobjekt, dass den Alltag und die neuen Transitionen erleichtert.
- … eine sichere Beziehung zur Fachkraft, bevor Trennungen stattfinden können. Exploration ist nicht die Grundlage für einen Trennungsversuch.
- … Eltern, die positiv auf die anstehenden Transitionen blicken
Eltern brauchen …
- … klares Wissen über das Konzept der Einrichtung.
- … ebenso einen Beziehungsaufbau zur pädagogischen Fachkraft wie ihr Kind.
- … Vertrauen in die pädagogische Fachkraft.
- … eine klare Kommunikation und die rechtzeitige Information über die nächsten neuen Eingewöhnungsschritte.
- … ein ehrliches Feedback darüber, wie es ihrem Kind während der Trennung ging.
- … genug Zeit, um ihr Kind feinfühlig durch den Eingewöhnungsprozess begleiten zu können.
- … eventuell Begleitung im Umgang mit ihren eigenen Gefühlen.
- … die Möglichkeit, Dinge anzusprechen, die ihnen missfallen.
Fachkräfte brauchen…
- … emotionale und soziale Ressourcen und Fähigkeiten.
- … Rückhalt vom Team und Flexibilität, um sich abseits vom Tagesgeschehen voll und ganz auf das Eingewöhnungskind konzentrieren zu können.
- … einen engen Austausch mit den Eltern.
- … geeignete Reflexionsstrategien für den Umgang mit Stress und Schwierigkeiten während der Eingewöhnung.
- … den Mut, Rückschritte zuzulassen.
- … eine feinfühlige Wahrnehmung kindlicher Bedürfnisse
Um möglichst alle Bedürfnisse während der Eingewöhnungszeit unter einen Hut zu bringen, arbeitet das Team der Kita Lowi derzeit an einer Eingewöhnungsampel. Sie soll künftig Standards für den Eingewöhnungsprozess definieren. Dazu wurden im Team Chancen und Grenzen bekannter Eingewöhnungsmodelle in Bezug auf die uns personell und strukturell gegeben Rahmenbedingungen diskutiert und mit eigenen Ideen ergänzt. Das grüne Licht der Eingewöhnungsampel weist den Weg, den Kinder, Fachkräfte und Eltern gemeinsam gehen wollen. Das gelbe Licht versucht ein Gleichgewicht zwischen dem kindlichen Explorationsbedürfnis und der Aufgabe der PFK, es vor zu schnellen neuen Reizen zu schützen, herzustellen. Hier sind viele Aspekte beleuchtet, die für jedes Kind individuell betrachtet werden müssen und nicht verallgemeinert werden dürfen (z.B. ob der Garten als Eingewöhnungsraum in Frage kommt). Das rote Licht signalisiert klar, was im Eingewöhnungsprozess nicht erlaubt ist (z.B. neue Trennungsschritte an Montagen) und hat das Ziel, das Wohlbefinden von Kindern, Fachkräften und Eltern nicht zu gefährden.
Quellen:
Von Brück, Stefanie (2024): Auf ins KiTA Abenteuer. Wie du dein Kind sicher und entspannt durch die Eingewöhnung begleitest. München: Kösel-Verlag.
Wedewardt, Lea (2023): Ankommen dürfen statt Loslassen müssen. Bedürfnisorientierte Eingewöhnung in Kita, Krippe und Kindertagespflege. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.
Dokumentation des individuellen Lernens und der Entwicklung des Kindes
29.07.2024, Dresden – Warum die Dokumentation der Veränderungen und Entwicklung von Kindern so wichtig ist und als Grundlage des weiteren pädagogischen Handelns dient
Der sächsische Bildungsplan versteht sich als eine thematisch-methodische Orientierung und als ein Instrument für die Ausgestaltung des Bildungsauftrages in den sächsischen Kitas. Unser modernes Bildungsverständnis folgt den Gedanken der Selbstbildung, denn Bildung kann nicht vermittelt werden. Das Kind setzt sich aktiv im Tun oder inaktiv beim Beobachten mit der Umwelt bzw. seiner Lebenswelt auseinander und erforscht die Zusammenhänge. Dabei konstruiert das Kind ein Bild von sich und der Welt. Dafür benötigt das es Anregungen, Herausforderungen, Ermutigung und Unterstützung von außen für seine Lernprozesse.
Um die Lernprozesse zu erkennen, gehört die Beobachtung und die Dokumentation zu der wichtigen Aufgabe der Pädagog:in. Die Dokumentation lässt Veränderungen und Entwicklung von den Kindern erkennen und dient gleichzeitig als Grundlage für die weitere Arbeit der Pädgog:innen. Grundlage dafür sind „Dokumentationsgegenstände“ wie Gedanken, Handlungen, und/oder „Produkte“ der Kinder. Der wohlwollende Blick auf das Kind erfasst die Ressourcen, Stärken und die individuellen Entwicklungsprozesse des einzelnen Kindes. Durch eine vielseitige Anregung von kindlichen Bildungsprozessen können sehr verschiedene Lernsequenzen dokumentiert werden, die erst zusammengefasst, eine ganz individuelle und nur auf dieses Kind gültige Lerngeschichte geschrieben wird und die Lernstrategien des Kindes abbildet.
Eine Form einer individuellen Entwicklungsdokumentation sind die Bildungs- und Lerngeschichten, als eine beschreibende Dokumentationsform der individuellen Entwicklung. Sie spiegeln den Inklusionsgedanken wider. Bei den Geschichten stehen die Lerndispositionen im Fokus. Diese Dispositionen bezeichnet in der Pädagogik eine individuell unterschiedliche, relativ dauerhaft wirkende Bereitschaft, auf bestimmte Umweltbedingungen mit bestimmten Verhaltensweisen, Symptomen oder anderen Eigenarten zu reagieren und ist somit eine Persönlichkeitseigenschaft. Diese bilden die Grundlagen für die Strategien des Aneignen von Wissen. Die vorgegeben Dispositionen: „Interessiert sein“, „Engagiert sein“, „Standhalten bei Herausforderungen oder Schwierigkeiten“, „sich ausdrücken können“, „An der Lerngemeinschaft mitwirken“, werden nach den Beobachtungen aus unterschiedlichen Settings im kollegialen Austausch herausgearbeitet. Der Austausch unter den Pädagog:innen verhindert eine subjektive Sichtweise. Wichtig dabei ist keine Deutungen oder Interpretationen des beobachteten zu zulassen um wertneutral zu bleiben. Im Austausch zur Analyse der Beobachtungen wird die weitere pädagogische Planung besprochen um Anknüpfungspunkte zu den Interessen und Ideen für die nächsten Schritte zu sammeln und zu planen. Im Anschluss wird die Bildungs- und Lerngeschichte für das Kind geschrieben. Wichtig dabei ist diese in einfachen, für das Kind verständlichen, Sätzen zu schreiben. Die Lerndispositionen werden umschreibend beschrieben. Bilder ergänzen das beschriebene. Für jüngere Kinder ist eine Bildgeschichte eher geeignet.
„Es geht um den Augenblick - den Moment der Beobachtung in Augenblick zu nehmen, um das zu entdecken, was im Alltag untergeht und nur mit unserer Wahrnehmung sich nicht herauszufinden herausfinden lässt“.
Diese offenen beschreibenden Dokumentationen sind Eigentum des Kindes und müssen jederzeit zugänglich für die Kinder sein.
Ein Beispiel für eine Bildungs- und Lerngeschichte
Liebe Ruth
In den letzten Wochen habe ich immer wieder in der Sandanlage gesehen. Du hast Eimern, Schaufeln den Sand hin- und hergetragen oder große und kleine Sandförmchen gefüllt. Ich denke das du dabei gelernt hast verschieden Behälter zum Transport oder zum Befüllen einzusetzen. Nun hast du einen neuen Gegenstand entdeckt. Ein Sieb. Ich denke die Löcher am Boden des Sieb sind dir nicht aufgefallen. Du hast wie du es bereits kennst den Sand hineingefüllt und bist zum Tisch gelaufen. Denn dort standen deine Förmchen. Am Tisch angekommen hast du das Sieb umgedreht damit der Sand in deine Förmchen rieselt. Doch was ist passiert? Es war kein Sand in dein Sieb mehr drin. Du hast in das Sieb hineingesehen und mich danach angesehen. Habe ich eine Frage bei dir entdecken können die vielleicht lautet „Wo ist mein Sand“? Ich habe die Schultern hochgezogen und dir gesagt „das weiß ich auch nicht - hast du den Sand vielleicht verloren“? Du bist wieder zurück gegangen um das Sieb erneut mit Sand zu füllen. Jedoch hast du auf dem Weg zum Tisch diesen wieder unbemerkt verloren. Das Spiel hast du mehrmals wiederholt. Immer wieder war der Sand weg nur ein paar größere Steine lagen noch drin. Ich war sehr erfreut das du nicht aufgegeben hast. Nun hast du ein neues Spiel entdeckt. Größe Steine zu sammeln um deine Sandförmchen zu füllen. Du hast den Sand in das Sieb gefüllt, bist zum Tisch gelaufen um die zurückgebliebenen Steine in die Förmchen zu füllen. An deinem Lachen habe ich erkennen können, dass dir das Spiel großen Spaß bereitet und eine Möglichkeit gefunden hast, Sand von Steinen zu trennen. Hast du dabei gelernt das Steine und Sand unterschiedliche Größen haben? Ich bin darauf gespannt, wann du die Löcher im Sieb findest und du herausfindets, welche Spiele du mit dem Sieb noch spielen kannst. Du hast mir gezeigt, dass du viel Freude am Sandspiel hast.
Deine Monika, Mai 2022
Christiane Heidke
Leiterin der Kindertagesstätte An der Cockerwiese
Übergänge gestalten in der Kita
17.07.2024, Jena – Wie können wir im pädagogischen Alltag mit Kindern Übergänge sinnvoll gestalten? Ein Einblick in die pädagogische Arbeit des Kindergartens Burgweg
Die Natur hat dem Menschen von Geburt an die Fähigkeit der kognitiven Flexibilität mitgegeben. Diese Veranlagung wird benötigt, um sich an die Umgebung anzupassen. Bereits Säuglinge zeigen ihre Strategien, die Umgebung wahrzunehmen und kennenzulernen, indem, sie z.B. Gegenstände mit Händen und Mund erkunden oder ein Spielmaterial auf verschiedene Weisen nutzen.
Diese kognitive Flexibilität wird besonders in Übergangssituationen auf die Prüfung gestellt. Sie bringen Herausforderungen mit sich, wie etwa das Aufnehmen und Einordnen von Gerüchen oder Geräuschen, das Loslassen der Eltern und das Vertrauen fassen in andere Personen.
Mit der Bewältigung dieser Situationen wird die kognitive Flexibilität trainiert und sowohl Resilienz als auch Selbst-, Sozial-, und Sachkompetenz gestärkt.
Um diese Entwicklung optimal zu begleiten, ist eine individuelle, sensible sowie vertrauensvolle Gestaltung der Übergänge im Kindergartenleben eine der größten pädagogischen Aufgaben. Wie nimmt sich der Kindergarten Burgweg dieser Herausforderung an?
Im Sommer jeden Jahres beginnt für den Kindergarten eine ganz besondere Zeit: Es beginnen die ersten Eingewöhnungen der Kleinkinder, die Dreijährigen erhalten neue Plätze und erobern neue Wege und die Vorschulkinder verbringen die letzten Wochen vor dem Schuleintritt. Diese drei Übergänge sind im Kindergarten Burgweg von langfristiger Planung, hoher Transparenz gegenüber den Familien und Berücksichtigung individueller Bedürfnisse des Kindes, geprägt.
Um den Eintritt in den Kindergarten zu erleichtern, können die Kinder und Familien bereits vor dem offiziellen Start das Haus und das Team bei Besuchen, Elternnachmittagen oder beim Elterncafé kennenlernen. Eine weitere vorbereitende Maßnahme ist das persönliche Gespräch mit der eingewöhnenden Fachkraft.
Das Ankommen im Kindergarten und der Verlauf der Eingewöhnungsphase sind für alle Beteiligten prägend für die gesamte Kindergartenzeit. Das Wohlbefinden jeden Kindes und das Erkennen sowie Fördern seiner individuellen Bedürfnisse stehen im Vordergrund der Arbeit. Das vertrauensvolle Verhältnis zu den Eltern basiert auf Transparenz und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.
In der ersten Phase, welche sich am Berliner Eingewöhnungsmodell orientiert, entscheidet das Kind selbst, zu welcher Fachkraft es eine intensive Beziehung aufbauen will und sich einen sicheren Zugang zur Bezugsperson aufbaut.
Der Umzug vom Kleinkind- zum Kindergartenbereich wird bereits in den Monaten zuvor gemeinsam mit den Eltern besprochen und vorbereitet. Hierfür findet ein Elternnachmittag statt, bei dem die Eltern und Kinder die oberen Räume besichtigen. Im Kindergartenalltag ist es den Kleinkindern jederzeit möglich die obere Etage zu erkunden. So können sie die älteren Kinder, neue Bezugspersonen, Materialien und Bildungsgelegenheiten kennenlernen. Eine genaue Beobachtung sowie Begleitung durch mindestens eine Fachkraft ist dabei unerlässlich.
Dass das Spiel des Kindes die beste Investition in seine individuellen Entwicklung darstellt, ist für die pädagogischen Fachkräfte im Kindergarten Burgweg ein ganzheitliches Verständnis. Die gesamte Zeit, die ein Kind in der Einrichtung verbringt, wird so gestaltet, dass dessen Persönlichkeit, dessen Begabung sowie die geistigen und körperlichen Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Dieses selbsttätige Lernen der Kinder wird durch Bildungsgelegenheiten, auf Basis der Kinderinteressen, ergänzt. Dadurch leisten Kinder ihre Entwicklungsarbeit aktiv selbst. So sind auch die Übergänge vom aktiven Spiel, hin zur vorbereiteten Bildungsgelegenheit, sanft und interessenbasiert gestaltet.
Zu dieser Haltung fügt sich lückenlos die Schulvorbereitung ein, so dass der Übergang vom Kindergarten zum Schuleintritt für die Kinder langfristig und unbewusst im Kindergartenalltag mit hineinfließt. So dass z.B. die Feinmotorik beim Gestalten des eigenen Portfolios erprobt wird, dass sich das Kennenlernen von Zahlen und Buchstaben spielerisch vollzieht oder die Konzentration beim Sport, Yoga oder musischen Lernarrangement gefördert wird.
Für die Vorschulkinder warten jedoch auch Besonderheiten: wie etwa die Fußgängerprüfung mit Hilfe der Polizei, Schnupperstunden in den Grundschulen, Ausflüge mit Nah- und Fernverkehr, die Übernachtung im Kindergarten und das Zuckertütenfest.
Wichtig festzuhalten ist: Ja, es gibt die im Kalender festgelegten und im Vorfeld geplanten Übergänge im Kindergartenleben. Doch es sind vielmehr die unzähligen Übergänge in den Alltagssituationen, die den Tag des Kindes bestimmen. Das morgendliche Ankommen und Trennen von den Eltern, das Beenden des Spiels, da sich der Hunger meldet, das Wachwerden vom Mittagsschlaf zur Nachmittagszeit und so viele Momente mehr. Besonders in diesen Momenten benötigen die Kinder eine sichere, sensible und vertrauensvolle Begleitung.
Wir müssen mittags nicht mehr schlafen…aber wir können uns ausruhen!
11.06.2024, Dresden – Das pädagogische Team der Kindertageseinrichtung Bergfeldeweg in Dresden-Seidnitz setzte sich seit Beginn des Jahres 2023 intensiv mit dem Qualitätsthema „Ruhen und Schlafen“ auseinander.
Dabei stellte sich insbesondere die Frage, wie sich die individuellen Ruhebedürfnisse und -vorstellungen der Kinder und Familien am besten in den Kita-Alltag integrieren lassen und die Wünsche und Ideen der Kinder zu dem Thema besser mit einbezogen werden können.
Es ist ein Grundbedürfnis eines jeden Kindes, sich zu erholen und zu entspannen (vgl. SMK 2011, S.46). Neben Bewegung und Ernährung sind ausgewogene Schlaf- und Ruhezeiten für das kindliche Wohlbefinden, dessen körperliche und geistige Entwicklung sowie seine allgemeine Gesundheit von essenzieller Bedeutung. Während dieser Phasen werden die vielfältigen Eindrücke und Sinnesreize, die tagsüber gesammelt wurden, verarbeitet und miteinander verknüpft. Nicht zuletzt können Kinder in dieser Zeit neue Kraft schöpfen, um wiederum neue Bildungs- und Lernerfahrungen zu machen (vgl. Tietze et al. 2016, S. 109; vgl. Betz/ Franz 2022, S.15). Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Ruhezeit nach dem Mittagessen eine der Schlüsselsituationen im Alltag einer jeden darstellt. Doch obgleich jedes Kind dieses Grundbedürfnis nach Entspannung in sich trägt, stellen sich die kindlichen Wünsche und Vorstellungen, wann und wie dieser Bedarf gedeckt werden soll, in der pädagogischen Praxis bisweilen sehr unterschiedlich dar:
„Ich mag es, wenn es ganz dunkel ist und ich mein Sternlicht sehen kann.“
„Ich mag es lieber hell – wenn es dunkel ist, habe ich Angst.“
„Ich wünsche mir, dass alles schön leise ist.“
„Ich ruh' mich gerne mit Musik aus. Am liebsten die drei ???.“
„Ich mag mich manchmal nicht hinlegen. Man kann sich auch im Sitzen ausruhen und etwas bauen.“
„Einfach in so 'ne Ecke legen. Das mag ich einfach auch.“
Dies sind nur einige der zahlreichen Antworten auf die Fragen „Wie ruhst Du dich am liebsten in der Kita aus?“ Und was brauchst Du dafür?“, die wir von den Kindern der Kindertageseinrichtung Bergfelderweg im Rahmen unserer Aktionswochen zum Thema „Ruhen und Entspannen“ erhalten haben. Sie verdeutlichen, dass das Bedürfnis sich auszuruhen und die damit verbundenen Gewohnheiten und Wünsche von Mensch zu Mensch sehr verschieden sind. Ihnen gerecht zu werden, ist im pädagogischen Alltag von Kindertageseinrichtungen gleichermaßen notwendig wie anspruchsvoll. So spielen für das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung neben dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes auch Faktoren wie die aktuelle gesundheitliche Verfassung, die jeweiligen Schlafgewohnheiten innerhalb der Familie, oder der Verlauf der vergangenen Nacht eine wichtige Rolle (vgl. Tietze et al. 2016, S. 109).
Darüber hinaus wirken sich neben den individuellen Besonderheiten der Kinder auch externe Faktoren auf die Ruhemöglichkeiten in Kindertageseinrichtungen aus. Ob mangelnde räumliche Kapazitäten, personelle Engpässe oder auch unterschiedliche biografisch und kulturell begründete Vorstellungen zum Thema Schlaf bei den Pädagog:innen – der Umgang mit der Thematik „Ruhen und Schlafen“ erweist sich bei genauem Hinsehen als durchaus komplex.
Wie also können die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder nach Aktivität und Erholung im pädagogischen Alltag befriedigt und zusammengeführt werden? Wie können Einschlafsituationen bedürfnisgerecht gestaltet werden? Wer entscheidet, ob ein Kind schläft oder nicht? Wie können die zum Teil sehr unterschiedlichen Vorstellungen der Familien in den Kita-Alltag integriert werden? Wie müssen Räume und Tagesablauf gestaltet werden, dass Kinder sich zu jeder Zeit ausruhen oder schlafen können?
Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, setzen wir uns seit Beginn des Jahres 2023 fachlich intensiv mit dem Qualitätsbereich „Ruhen und Schlafen“ auseinander. Oberstes Ziel ist es, die Ruhephase(n) besser an die Bedürfnisse der Kinder entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand anzupassen und die individuellen Schlafbedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen.
„Allen Kindern, unabhängig von ihrem Entwicklungsstand und Alter, soll sich zu jeder Zeit im Kita-Alltag die Möglichkeit bieten, sich zurückzuziehen, sich zu erholen und zu entspannen“ (Tietze et al. 2016, S. 109)
Um uns einen ersten Überblick über die Thematik zu verschaffen, nutzten wir Anfang März 2023 zwei Teamtage dazu, um uns die verschiedenen Ruhe- und Schlafkonzepte in drei TSA-Kitas in Jena anzusehen. Zudem begleitete und unterstützte die Leiterin der Jenaer TSA-Kita „Am Steiger“ Andrea Stüber unser Team im Rahmen eines Fachtags bei der Auseinandersetzung und Reflexion zum Thema „Schlafen und Ruhen in der Kita“. Im Anschluss an unseren Exkurs begannen wir in den darauffolgenden Monaten unter Einbeziehung von Fachlektüre, unser Schlafkonzept weiterzuentwickeln, sodass es noch besser zur bedürfnisorientierten Arbeit unserer Einrichtung passt.
Eine achtsame und responsive Einschlaf- und Ruhebegleitung unter Einbezug wiederkehrender Schlafrituale; die Gestaltung verlässlicher und vertrauensvoller Rückzugsorte sowie die Berücksichtigung individueller Ruhegewohnheiten durch die Etablierung eines Wachbereichs, sind Elemente, denen bereits vor Beginn unseres Qualitätsprozesses im pädagogischen Alltag eine wichtige Bedeutung zukam.
Dennoch erkannten wir in der Reflexion Veränderungspotentiale auf der inhaltlichen, räumlichen und personellen Ebene. Konkret bedeutet dies zum einen, dass wir unser Angebot der Ruhegruppe ausgeweitet haben. So finden sich während der gemeinsamen Ruhezeit nach dem Mittagessen nun drei Schlaf- und zwei Ruhebereiche, denen die Kinder sich, je nach ihren Bedürfnissen zuordnen können. Die Ruhegruppen richten sich an Kinder, die nicht mehr schlafen wollen und Erholung finden, indem sie sich ruhigeren Aktivitäten zuwenden, wie beispielsweise dem Lauschen eines Hörspiels, dem Malen oder der Beschäftigung mit verschiedenen Konstruktionsmaterialien. Darüber hinaus haben wir neue Ruheinseln und Rückzugsmöglichkeiten in Form von, Sesseln, Zelten, Teppichen und vielen weiteren Sitz- und Liegegelegenheiten geschaffen, um den Kindern zu ermöglichen, sich zu jeder Zeit und in allen Bereichen nach Bedarf ausruhen zu können. Neue (Sinnes-) Materialien, wie beispielsweise Aqua- und Geluhren, Sternenlichter und Massagezubehör bereichern nun die Ruhephase in unserer Kita. Auch bei der teaminternen Kommunikation haben wir Anpassungen vorgenommen. In unseren wöchentlichen Dienstberatungen werden die Veränderungen im Schlafverhalten der Kinder nun regelmäßig thematisiert. Außerdem legen wir ein erhöhtes Augenmerk auf zeitnahe und verbindliche Absprachen im Team hinsichtlich der individuellen Ruhebedürfnisse der einzelnen Kinder sowie der Rituale und Abläufe während der Ruhezeit in den einzelnen Bereichen, um schnellst- und bestmöglich auf die Wünsche und Bedarfe der Kinder und Eltern sowie wahrgenommene Veränderungen im Ruheverhalten- und -bedürfnis der Kinder reagieren zu können. Weiterhin stellten wir uns insbesondere die Frage, wie wir die Perspektiven der Kinder zu dieser Thematik stärker einbinden können.
Partizipation und Schlafen – wie passt das zusammen?
Für uns Erwachsene ist es selbstverständlich, Entscheidungen des alltäglichen Lebens selbst zu treffen. So bestimmen wir beispielsweise darüber, wie wir unsere Freizeit gestalten, was wir essen oder wann und wo wir uns ausruhen. Kindern wird diese Form von Selbstbestimmung im Alltag oftmals nicht zugetraut oder aus pragmatischen Gründen abgesprochen. Dabei ist Partizipation ein Kinderrecht, das in der UN-Kinderrechtskonvention sowie dem BGB gesetzlich verankert ist. Des Weiteren ist im Sächsischen Bildungsplan die Bedeutsamkeit von Bildungssituationen, „in denen Kindern die Gelegenheit gegeben wird, im Dialog mit anderen Kindern und Erwachsenen zu lernen, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden“ (SMK 2011, S. 64f.) festgehalten. Kinder sollen lernen, „dass eigene Entscheidungen respektiert werden. Sie lernen die ihnen angebotenen Möglichkeiten zu nutzen und auszuwählen, was ihnen guttut und was nicht.“ (ebd., S. 72).
Auch in der Kita „Bergfelderweg“ erfahren Kinder frühzeitig, dass ihre Meinungen und Wünsche gehört werden, sie sich an den sie betreffenden Entscheidungen beteiligen und den Alltag mitgestalten können (vgl. Kita „Bergfelderweg“ 2024, S. 14f.). Neben der strukturellen Verankerung von Partizipationsmöglichkeiten durch den Kinderrat ist die Selbst- sowie Mitbestimmung der Kinder an alltäglichen Entscheidungsprozessen an vielen Stellen im Kita-Alltag gelebte Praxis. Auch beim Thema „Schlafen, Ruhen und Entspannen“ gilt es daher, den kindlichen Bedürfnissen und der Entscheidungskraft der Kinder mehr Raum zu geben. Dies ist nicht immer leicht, da der kindliche Ruhebedarf dem Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung bisweilen entgegenzustehen scheint (vgl. Finger 2024, S. 81).
Um den individuellen Wünschen und Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden, teilen die Pädagog:innen die Kinder für die Ruhezeit nach dem Mittagessen in unterschiedliche Gruppen ein. Neben der fachlichen Einschätzung des individuellen Schlafbedürfnisses anhand genauer Beobachtung durch die pädagogischen Fachkräfte und den intensiven Austausch mit den Familien, werden die Kinder bei dieser Entscheidung selbst mit einbezogen. Die Kinder aus den Schlafbereichen können täglich selbst auswählen, in welchem der drei Bereiche sie sich ausruhen wollen, neben wem sie liegen und ob und wie sie in den Schlaf begleitet werden möchten. Ob Kuscheltier, Schmusedecke oder Bude bauen – die Kinder beteiligen sich an den Vorbereitungen und der Gestaltung ihrer Schlafstätte. Kinder, die nicht einschlafen können, haben die Möglichkeit, nach einer halben Stunde des Liegens selbstständig aufzustehen und in anderen Räumen leise zu spielen. Die Kinder in den Ruhegruppen können frei entscheiden, in welchem der ihnen angebotenen Bereiche sie sich aufhalten und welcher ruhigen Beschäftigung sie dabei nachgehen wollen. Von Yoga über Geschichten lesen, Kartenspielen, Malen, Hörspielen lauschen, Konstruieren bis hin zum Tischkicker spielen – die Möglichkeiten der Kinder, in ihrer Kita eine Pause vom lauten Alltag einzulegen, sind vielfältig. Auch Regeln und Vereinbarungen für die Ruhezeit werden mit den Kindern gemeinsam in den Mittagskreisen ausgehandelt. So erleben sich die Kinder als Teil der Kita-Gemeinschaft und erfahren, dass ihre Ideen, Wünsche und Kritiken ernst genommen werden (vgl. Finger 2024, S. 12). Ziel der beschriebenen Maßnahmen soll es sein, jedes Kind unter Berücksichtigung seines Entwicklungsstandes und seiner Selbstständigkeit dazu zu befähigen, selbst zu entscheiden, wann und wie es sich ausruhen möchte.
Aktionswochen zum Thema „Ruhen und Entspannen“ – Emil und Finnley erkunden die Ruhemöglichkeiten in der Kita „Bergfelder Weg“
Bei der tatsächlichen Beteiligung der Kinder im Kita-Alltag geht es laut Regner und Schubert-Suffrian (2013) zunächst darum, die Kinder umfassend über ihre Rechte und Möglichkeiten zu informieren (vgl. ebd., S. 12f.). Deshalb veranstalteten wir zwischen Anfang Januar bis Mitte Februar Aktionswochen zum Thema „Ruhen und Entspannen“, um ihnen die verschiedenen Wege, sich in der KiTa auszuruhen, aufzuzeigen. Die Kinder wurden darin bestärkt, ihre eigenen Ruhebedürfnisse und -vorstellungen bewusst wahrzunehmen und zu kommunizieren.
Um den Kindern einen spielerischen Zugang zum Thema zu bieten, entwickelten wir in einer unserer Teamberatungen die Idee, den Kindern die zwei Handpuppen Emil und Finnley aus der TSA-Kita „Grunaer Kinderwelt“ zur Seite zu stellen, die sie beim Entdecken der verschiedenen Ruhemöglichkeiten unserer Kita begleiten sollten. In einem Brief bat Emil die Kinder um Hilfe: Seit geraumer Zeit könne er bei sich zu Hause nicht mehr schlafen und fühle sich nun so furchtbar müde. Viele der Kinder konnten Emils Situation sehr gut nachvollziehen und hatten sofort nützliche Tipps und Ratschläge parat: „Emil braucht Ohrenstöpsel“, „vielleicht kann er mit einem Hörspiel besser einschlafen“„er kann sich auch einfach auf die Seite legen und die Augen schließen“. Doch wie sollten wir Emil die Vorschläge der Kinder übermitteln? Schnell kam die Idee auf, Emil in unsere Kita einzuladen und ihm zu zeigen, wie die Kinder sich dort ausruhen können… Was für eine großartige Idee! Gesagt getan. Am darauffolgenden Tag fuhren einige der Kinder mit Puppenwagen ausgestattet in die „Grunaer Kinderwelt“ und brachten ihn gemeinsam mit seinem Freund Finnley zur KiTa „Bergfelder Weg“. In den darauffolgenden Tagen und Wochen zeigten die Kinder den beiden Handpuppen als Experten verschiedene Orte und Möglichkeiten, sich in ihrer KiTa auszuruhen. Insbesondere begeisterte es die Kinder, sich während der Ruhezeiten um die beiden Gäste zu kümmern, ihnen Schlafplätze herzurichten, mit ihnen zu kuscheln oder ihnen Bücher vorzulesen.
Im Rahmen freiwilliger Aktivitäten boten sich den Kindern zahlreiche Gelegenheiten, gemeinsam mit Emil und Finnley verschiedene Wege sich auszuruhen kennenzulernen und selbst auszuprobieren. So erfuhren sie beispielsweise, wie Menschen sich in anderen Ländern entspannen, tauschten sich darüber aus wie sich Tiere ausruhen oder bauten eifrig aus verschiedenen Materialien Buden und Höhlen. Darüber hinaus konnten sie verschiedene Entspannungshilfen wie Fantasiereisen, Yoga, Massagen oder eine Duftreise kennenlernen. Gleichermaßen waren die verschiedenen Entspannungsaktivitäten ein willkommener Anlass, mit den Kindern über ihre Bedürfnisse und Wünsche bezüglich des Themas „Ausruhen“ ins Gespräch zu kommen und ihre Sichtweisen und Ideen besser kennenzulernen. Es beeindruckte uns, wie genau sie bereits einschätzen konnten, welche Entspannungsmethode für sie die beste ist und warum Ruhephasen allgemein von Bedeutung sind. Die folgenden Zitate verdeutlichen dies:
„Ich bau mir eine Bude, dann mach ich es mir schön kuschelig und dann ruh ich mich aus.“
„Wenn ich nicht einschlafen kann, massiert mich meine Mama und macht ruhige Entspannungsmusik an.“
„Ausruhen ist wichtig, damit man Kraft hat.“
„Wenn man sich nicht ausruht, dann wird man den ganzen Tag müde sein und dann schläft man den ganzen Tag und kann nicht spielen.“
„Beim Ausruhen kann man die Augen auflassen, man kann dabei auch spielen.“
Zum Abschluss der Aktionswochen befragten wir die Kinder erneut nach ihrem Wissen über die verschiedene Ausruh- und Rückzugsmöglichkeiten sowie ihren Wünschen und Bedarfen. Auch führten wir im Zuge dessen gemeinsame Raumbegehungen durch, wobei die Kinder ihre favorisierten Entspannungsorte in der Kita fotografierten. Dabei gaben die Kinder uns eine Vielzahl an Impulsen wie beispielsweise stärker abgedunkelte Räume, zusätzliche Kissen und Decken, oder die Einführung eines Tages, an dem ganz große Kuscheltiere mitgebracht werden können. Am Ende der gemeinsamen Zeit mit Emil und Finnley führten die Kinder vom Bergfelderweg mit den Handpuppen ein Theaterstück für die Kinder der „Grunaer Kinderwelt“ auf, indem sie noch einmal ihre Entspannungserkenntnisse teilten.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die intensive Auseinandersetzung der Kinder mit dem Thema zu einer erhöhten Wertschätzung von Entspannungs- und Schlafenszeiten geführt hat. Was vormals oft mit Zwang und Müssen behaftet war, kann heute von den Kindern selbst als notwendige Erholungsphase begründet werden oder wird ebenso reflektiert und selbstbestimmt abgelehnt.
Wir verstehen Qualitätsentwicklung im Bereich Ruhen und Schlafen als einen fortlaufenden Prozess, bei dem Strukturen, Regeln und Materialien immer wieder an die Bedürfnisse einzelner Kinder sowie der Kindergruppe angepasst werden müssen. Das individuelle Schlafbedürfnis mit dem Bedürfnis auf Selbstbestimmung und dem Ideal von Partizipation zu vereinbaren ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich bedürfnisorientiertes Arbeiten und das Einbeziehen kindlicher Ideen und Wünsche nicht ausschließen, sondern vielmehr ergänzen. Wir sind gespannt, wo uns der gemeinsame Weg noch führen wird.
Quellen:
Betz, Christine/ Franz, Christine (Hrsg.) (2022): Partizipation im Kita-Alltag erleben – Mit Kindern zur Ruhe kommen. Bedürfnisorientierte Begleitung von Schlaf und Erholung in Krippe und Kita. Stuttgart: Klett Kita.
Finger, Lea (2024): Selbst aktiv statt fremdbestimmt. Gelingende Partizipation in Kita, Krippe und Kindertagespflege. Herder Verlag: Freiburg, Basel, Wien.
Regner, Michael/ Schubert-Suffrian, Franziska (2013): Partizipation in der Kita. Projekte mit Kindern gestalten. Herder Verlag: Freiburg, Basel, Wien.
Kindertagesstätte Bergfelderweg (2024): Kindertagesstätte Bergfelderweg Konzeption. Dresden.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.) (2011): Der Sächsische Bildungsplan – ein Leitfaden für pädagogische Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten sowie für Kindertagespflege. Weimar/Berlin: Verlag das netz.Tietze, Wolfgang/Viernickel, Susanne (Hrsg.) (2016): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein Nationaler Kriterienkatalog. Weimar/Berlin: Verlag das netz.
Gedanken teilen mit den Sozialen Diensten aus Jena

27.05.2024 – Gedanken teilen mit den Sozialen Diensten aus Jena
In regelmäßigen Abständen veröffentlicht die TSA Beiträge aus den verschiendenen Einrichtungen des Trägers und nimmt dabei jeweils ein fachliches Thema etwas genauer unter die Lupe. In unserem heutigen Beitrag teilt André Zacharias, Leiter des Fachbereichs Soziale Dienste, seine Gedanken, die Sie gemeinsam mit uns zum Nachdenken einladen:
Heute möchte ich gern ein paar Gedanken mit euch teilen, die aus meiner Sicht so wichtig für unsere tägliche Arbeit sind, dass wir sie uns immer wieder gewahr werden sollten.
Es geht um Haltung.
Ja ich weiß, ein oft bedientes Thema, was wir Fachkräfte in verschiedenen Weiterbildungen immer wieder durchdacht, bearbeitet und vertieft haben. Sicher gibt es viele Antworten, aber eine entscheidende Frage wie wir Haltung zeigen, können wir uns selbst beantworten. Nämlich in dem wir uns die Frage beantworten: Wie wünschen wir uns, wie mit uns selbst umgegangen werden soll. Dann hätten wir schon ein paar wichtige Antworten. Sicher wird Jede/Jeder von euch zustimmen, wenn ich sage, dass wir uns alle einen freundlichen und zugewandten Umgang, idealerweise auf Augenhöhe wünschen. Das fängt damit an, freundlich zu grüßen, ein Lächeln zu schenken, wenn Jemand unsere Einrichtung betritt. Wir Alle gehen mit den von uns betreuten Familien, Kindern, Jugendlichen, Eltern, KollegInnen ständig in Beziehung und gestalten diese. Wir entscheiden ständig neu, wie wir auf Menschen zu gehen und entscheiden damit ebenfalls wie unsere Beziehung gestaltet wird. Wie Kinder, Eltern, Klienten und Vernetzungspartner unsere Einrichtung und damit unseren Träger sehen. Unsere Profession und Aufgabe ist es, zugewandt und interessiert auf Menschen zu zugehen. Das Feedback der im Fachbereich der Sozialen Dienste von uns betreuten Familien, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen bestätigt uns, dass wir dabei auf dem richtigen Weg sind. Auch Vernetzungspartner wie zum Beispiel das Jugendamt spiegelt uns Vertrauen hinsichtlich unserer fachlichen Arbeit wieder.
Wir sind auf dem richtigen Weg. Dies soll auch so bleiben. Wir Alle haben es in der Hand, jeden Tag neu.