Veranstaltungsdokumentationen
Über unser Jahresprogramm hinaus veranstalten wir Fachtagungen und Foren.
Dabei orientieren wir uns an aktuellen Fachdiskussionen und Bedarfen. Die Dokumentationen dazu finden Sie auf dieser Seite.
"Installation eines Schutzkonzeptes in der Kita" mit Prof. Dr. Barbara Wolf zum Beitrag zum Beitrag
„Einzug der ICF-CY und des Teilhabebegriffs in die KiTa – Was bedeutet die Anwendung dieses Klassifikationssystems für die praktische Arbeit?!“ zum Beitrag
„Kita als guter Ort – was Kinder gerade jetzt in außergewöhnlichen Zeiten brauchen!“ zum Beitrag
„Offene Arbeit in Pandemiezeiten“ mit Dr. Gabriele Haug-Schnabel zum Beitrag
„Gewaltfreie Kommunikation in der Kita“ und Diskussion mit Barbara Leitner zum Beitrag
„Stärke statt Macht“ – Autorität und professionelle Präsenz mit Christiane Bley zum Beitrag
„Verhaltensauffälligkeiten in den ersten 6 Lebensjahren: Entwicklungsstörungen, psychische Auffälligkeiten oder Erziehungsprobleme?“ zum Beitrag
„Und dann bekomme ich eine Wut! - …und dann?“ zum Beitrag
„Der Einfluss früher Bindungserfahrungen auf die pädagogische Arbeit mit Kindern“ zum Beitrag
„Spielwelten? – Lernräume!“ zum Beitrag
„Offene Arbeit in der Kita und die Rolle der Fachkräfte“ zum Beitrag
"Installation eines Schutzkonzeptes in der Kita"
4.11.2021 und 4.12.2021 - Digitale Fachdiskurse über die Installation eines Schutzkonzeptes in der Kita mit Prof. Dr. Barbara Wolf
Mit der Neufassung des SGB VIII geht eine Stärkung der Rechte der Kinder und Jugendlichen einher, ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend selbstbestimmt interagieren und gleichberechtigt teilhaben zu können. Insbesondere die Sicherung ihrer Rechte sowie das Wohl des Kindes erfahren besondere Aufmerksamkeit. In unseren beiden Fachforen wurde deutlich, dass Einrichtungsleitungen, pädagogische Fachkräfte und Träger der Kinder- und Jugendhilfe diesen Prozess der Entwicklung, Umsetzung und Reflexion eines Konzeptes gemeinsam mit den Kindern und deren Familien gestalten müssen, um ein wirksames Kinderschutzkonzept in der Einrichtung etablieren und aufrechterhalten zu können. Als ein zentrales Element wird der Diskurs im Team über die Fragen „Welches Verhalten dulden wir?“, „Welches Verhalten dulden wir nicht?“ und „Wie machen wir das zum Thema?“ gesehen. Um den Weg für die eigene professionelle Weiterentwicklung zu öffnen, empfanden die Teilnehmer:innen eine reflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln als basal. Wichtig war auch die Erkenntnis, dass nur durch wirkliche Teamarbeit und damit verbundene Transparenz des Handelns die Möglichkeit besteht, als Fachkräfte in den Dialog zu gehen und gemeinsam die Verantwortung für den Kinderschutz in der Einrichtung zu tragen.

„Einzug der ICF-CY und des Teilhabebegriffs in die KiTa – Was bedeutet die Anwendung dieses Klassifikationssystems für die praktische Arbeit?“

21.07.2021 – Fachtag zur ICF-CY mit Dr. Heike Herrmann und Anika Richter
Kindertageseinrichtungen bieten als Orte der frühen Bildung allen Kindern mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Voraussetzungen individuell nutzbare Chancen zur Teilhabe und Teilgabe. Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen brauchen dafür z.T. gezielte Unterstützung, um diesem Ziel möglichst umfassend gerecht werden zu können.
Mit der Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und der damit verbundenen Standards der ICF-CY [Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit – Kinder und Jugendliche] kommen neue Auseinandersetzungsprozesse in den Kitas in Gang. Die Zuarbeit der Kita unterscheidet sich von der bisherigen Herangehensweise an die Förderplangestaltung grundlegend. Um die aktive Perspektive des Kindes mit einbeziehen zu können, wird in allen pädagogisch relevanten Handlungsfeldern die Teilhabe des Kindes betrachtet. Diese nimmt immer auch konkrete Teilhabebarrieren eines individuellen Kindes im Kontext der Kita und den dort gegebenen Umweltbedingungen in den Blick. Anhand der Zuordnung der Ressourcen und Einschränkungen zu 9 Lebensbereichen erfolgt die fachliche Einordnung des Unterstützungsbedarfs in der Kita, die die Ermittlungsgrundlage für den Kostenträger darstellt. Grundsätzlich sollte sich die Zuarbeit der Kita zur Beantragung der Eingliederungsleistungen an der Struktur der ICF-CY orientieren.
Zu Beginn des Fachtages wurde einführend erörtert, was das Klassifikationssystem ICF-CY genau ist und wie es aufgebaut ist. Daran anschließend wurden die Teilnehmenden dabei unterstützt, die eigene Perspektive auf die kindliche Teilhabe im Kita-Alltag, den die ICF-CY mit sich bringt, zu lenken. Diese ist eine entscheidende Voraussetzung, um Ressourcen und Unterstützungsbedarf in den 9 Lebensbereichen der ICF-CY zu beschreiben. Mit diesem ressourcenorientierten Blick auf das aktive Einbezogenein des Kindes ausgestattet gelingt es einersetis, Lernzugänge von Kindern in den Blick zu nehmen und andererseits auch Teilhabebarrieren, deren Überwindung Unterstützung benötigt, exakt zu beschreiben.
Anhand von Videomaterial und beispielhaften Dokumenten wurde gemeinsam erarbeitet, was die Zuarbeit nach ICF-CY umfassen könnte. In diesem Zusammenhang diskutierten wir die Teilhabe von Kindern, Teilhabebarrieren und –chancen sowie Teilhabeziele, etc. Die Veranstaltung diente als Auftakt zur ersten orientierenden Auseinandersetzung mit den neuen Anforderungen. Die vertiefende Auseinandersetzung mit dem Klassifikationssystem und der Austausch darüber im Team ist unerlässlich, um Sicherheit im Umgang und in der Anwendung zu erlangen und wurde den Praktiker*innen dringend empfohlen. Das Institut 3L plant für das Jahr 2022 eine vertiefende Veranstaltung, in der die eigene Erprobungsphase näher beleuchtet, diskutiert und erweitert werden kann. Danke, liebe Dr. Hermann und Frau Richter, für Ihre ermutigenden Worte.
„Kita als guter Ort – was Kinder gerade jetzt in außergewöhnlichen Zeiten brauchen!“
19.07.2021 – digitaler Fachtag mit Dr. Gabriele Haug-Schnabel
Was brauchen Kinder gerade jetzt in diesen außergewöhnlichen Zeiten? – Diese Frage stand im Mittelpunkt unseres digitalen Fachtags am 19.07.2021. Unsere Teilnehmer:innen stellten fest: Die Themen der Kinder haben sich in der Zeit des Lockdown verändert. Ein gestiegenes Interesse an den elterlichen Berufen und das Thema „Gesund-heit“ sind hierfür Beispiele. Neben dem positiven Effekt, dass Kinder zum Teil selbständiger geworden sind, wurden jedoch auch neue Herausforderungen genannt: teilweise haben Kinder Berüh-rungsängste und sie wirken bei Aktivitäten in größeren Gruppen belastet und schnell erschöpft. Unbedingt notwendig sei es nun, vom „Diktat der Uhr“ abzu-kommen, rät Frau Haug-Schabel. Ebenfalls sollte das „Wir-Gefühl“ in der Gruppe gestärkt werden sowie Kindern Zeit für das freie Spiel gegeben und Wertschätzung außerhalb von Leis-tung und Benehmen vermittelt werden. Emotionale Zuwendung als „Seelenfutter“ für eine gute Beziehung zu den Kindern ist entscheidend. Dabei sollte eine gute Beziehung kein „Glücksfall“ sein, sondern ein professionell gestaltetes Ziel, so Frau Haug-Schnabel.
Danke, liebe Teilnehmer:innen für Eure Einblicke in die Praxis. Danke, liebe Frau Haug-Schnabel. Ihr Institut 3L

„Offene Arbeit in Pandemiezeiten“ mit Dr. Gabriele Haug-Schnabel

22.04.2021 – Digitaler Fachaustausch mit Dr. Gabriele Haug-Schnabel
Bestärkung und Mutmachen – dies waren unsere Ziele des Austausches über offene Arbeit in Pandemiezeiten. Diesen Mut strahlte Dr. Haug-Schnabel am 22.04.2021 auch aus. Kraftvoll lies die Autorin von zahlreichen Fachbüchern und Expertin für offene Arbeit die Teilnehmer:innen an Ihren Praxiserfahrungen teilhaben. Geschickt lenkte Sie den Blick darauf, dass die offene Arbeit in Bezug auf die sichtbaren Seiten durch hygienische Auflagen eingeschränkt ist, etwa bei der Begrenzung der Räume; die Essenz der offenen Arbeit jedoch, die Grundeinstellung über unser Zusammenleben, existiert weiter. Wir können auch in Zeiten der Pandemie Kinder zu aktiven Akteuren ihrer Umwelt machen, die Verantwortung für sich und andere übernehmen. Dies erfordert verstärkt Beobachtungen im Kita-Alltag, um die Bedürfnisse und Themen der Kinder zu erkennen.
Ein herzliches Dankeschön, liebe Frau Haug-Schnabel. Sie haben mit Ihrer Begeisterung angesteckt. Ihr 3L-Team
„Gewaltfreie Kommunikation in der Kita“ und Diskussion mit Barbara Leitner
25.02.2021 – Digitale Lesung mit Barbara Leitner
Die Autorin und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation präsentierte Ihr neues Buch "Gewaltfreie Kommunikation in der KiTA. Wertschätzende Beziehung gestalten – zu Eltern, Kindern, im Team und zu sich selbst“. Den Einstieg in die Lesung gestaltet Dr. Herrmann mit einem kurzen Impuls über „Wirkung von Sprache“.
Mit kleinen Episoden lud Sie zum Nachdenken und Schmunzeln über unseren Sprachgebrauch und dessen Herkunft ein. Anschließend begeisterte Frau Barbara Leitner die Teilnehmer:innen durch einen Wechsel zwischen Lesen, Beispielen und kleinen Übungen über alltägliche Herausforderungen im Kita-Alltag und den Gewinn Gewaltfreier Kommunikation.
Die Leitfrage, wie können wir eine wertschätzende Haltung gegenüber Kindern mit ihren Familien, Kolleg:innen und sich selbst entwickeln, begleitete uns dabei beständig.
Eine Teilnehmerin resumiert, „Insgesamt fand ich die Lesung sehr rund und gelungen.“ Da stimmen wir als Institut 3 L zu, liebe Frau Leitner. Danke!

„Stärke statt Macht“ – Autorität und professionelle Präsenz mit Christiane Bley
30.03.2020 – Fachtag mit Christiane Bley im Kultur- und Kongresszentrum Gera
Endlich war es so weit: Unser Fachtag „Stärke statt Macht“ fand zwar unter strengen Hygieneauflagen, aber umso mehr mit Freude, Begeisterung und Neugierde statt.
Die „Neue Autorität“ basiert auf Ideen der Bindungstheorie und des gewaltlosen Widerstandes nach Mahatma Gandhi. Der israelische Psychologe Haim Omer stellt in diesem systemischen Ansatz die erwachsenen Bezugspersonen und die Bedeutung ihrer eigenen Präsenz in den Mittelpunkt.
Dabei geht es ihm neben der (Wieder-) Herstellung einer vertrauensvollen Beziehung auch konkret um die nachträgliche, d.h. im Nachgang eines aggressiven Ausbruchs erfolgende Erarbeitung neuer Handlungsoptionen für das und mit dem Kind bzw. dem Jugendlichen, gleichermaßen respektvoll und beharrlich mit ihm ihn Interaktion stehend. Das Konzept zielt auf Selbstkontrolle der Heranwachsenden ab sowie transparentes Handeln Kindern, Jugendlichen und Eltern gegenüber. Es geht nicht darum, Kinder in ihrem Verhalten kontrollieren oder verändern zu wollen.
Stattdessen wird die eigene Präsenz und Handlungsfähigkeit der Pädagog:innen und Eltern in den Mittelpunkt gestellt. Welche Werte sind uns in unserer Einrichtung wichtig? Was möchten wir vermitteln, wie mit uns selbst und miteinander umgehen? Wie können wir vertrauensvolle Beziehungen (wieder-) herstellen und beharrlich Grenzen setzen? Welches Verhalten dulden wir, welches nicht? Und wie können wir uns in kritischen Situationen gegenseitig unterstützen und deeskalierend handeln?
In einem Mix aus Theorie und Praxis haben wir uns anhand dieser Fragen mit der Haltung und den Methoden der "Neuen Autorität“ befassen. So verstanden und gelebt, leistet das Konzept in Institutionen einen wertebasierten Beitrag zur Entwicklung eines achtsamen Umgangs miteinander. Herzlichen Dank, liebe Frau Große-Bley.
„Verhaltensauffälligkeiten in den ersten 6 Lebensjahren: Entwicklungsstörungen, psychische Auffälligkeiten oder Erziehungsprobleme?“
14.01.2020 – Fachtag im Hygiene-Museum Dresden
Rückblick auf den Fachtag „Verhaltensauffälligkeiten in den ersten 6 Lebensjahren: Entwicklungsstörungen, psychische Auffälligkeiten oder Erziehungsprobleme?“.
Am Vormittag führte die Diplom-Pädagogin und analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Frau Prof. Dr. Éva Hédervári-Heller theoretisch wie praxisnah in die Thematik herausfordernden Verhaltens bei Kindern ein. Prof. Hédervári-Heller lud in ihrem Vortrag ein, über dieses Thema nachzudenken, den Teilnehmer:innen Informationen zukommen lassen und sie zudem anzuregen, die eigene Praxis und Haltung zu überdenken.
Ein historischer Blick zurück auf den Zappelphilipp (Heinrich Hoffmann, 1846) zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich kindliches Verhalten im Laufe der Zeit bewertet wird. So galt das Verhalten des Zappelphillips Mitte des 19. Jahrhunderts als Unart, ist heute jedoch klar der medizinischen Diagnose ADHS zuzuordnen.
Die Beschäftigung mit Verhaltensauffälligkeiten legt nahe, dass diese immer im Zusammenhang mit anderen Störungen, Beeinträchtigungen oder Problemen auftreten. Sie sind also auch im Rahmen von chronischen Erkrankungen, Entwicklungsstörungen, psychischen Beeinträchtigungen oder Erziehungsproblemen einzuordnen.
Für Fachkräfte stellt sich bei der Beschäftigung mit auffälligem Verhalten häufig die Frage, ob und wenn ja wie klar auffälliges Verhalten von einer psychischen Störung abgrenzbar ist. Die gefühlte Aggression scheint – Aussagen nicht weniger pädagogischer Fachkräfte – subjektiv betrachtet zuzunehmen. Doch statistische Zahlen legen nahe, dass psychische Auffälligkeiten rückläufig sind. Der KiGGS-Studie zufolge sanken die Zahlen zwischen 2014 und 2017 im Vergleich zur Phase 2003 bis 2006 bei den 3 bis 5-Jährigen von 17 auf 14% und bei den 3 bis 17-Jährigen von 20 auf 17%. Nicht alle Kinder, deren Verhalten als auffällig gilt, brauchen dabei eine Behandlung; es sind etwa 30% bis 40% (hier empfiehlt sich z. B. die Hinzuziehung des Kinderarztes, der ggf. weitere Schritte veranlasst). Bei der Einordnung auffälligen Verhaltens gibt es verschiedene Kriterien, die ins Gewicht fallen, wie z. B. eine Abweichung von der Norm im quantitativen oder qualitativen Sinne. Auch eine aus einem problematischen Verhalten resultierende Einschränkung gehört hier dazu oder ein Gefahrenpotential, das das Kind selbst oder andere betrifft. Die Dauer und Intensität eines beobachteten Verhaltens sollte immer beobachtet und dokumentiert werden (einmalig auftretend? Andauernder Prozess? Auslöser?). Dies sensibel wahrzunehmen ist auch im Kita-Alltag und in der Zusammenarbeit mit Familien bedeutsam. Insbesondere die Fallberatung im Team kann konstruktiv dazu beitragen, auslösende, abschwächende oder festigende Faktoren für das Verhalten herauszufinden.
Um eine Abschwächung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten anbahnen und realistisch erreichen zu können, ist es Frau Hédervári-Heller zufolge immer notwendig, dass sich das System um das Kind herum (mit) verändert. Da die Kita eine ganz entscheidende Instanz des kindlichen Erfahrungs- und Lebensraums ist, ist sie hier direkt gefordert, indem sie Hypothesen über Strategien aufstellt, die sich im Umgang mit dem Kind als hilfreich oder hinderlich erwiesen haben. So ist es möglich, der Frage nä-her zu kommen, was es an Veränderungen bräuchte, um dem Kind zu helfen. Grundsätzlich sind alle Kinder kooperationsfähig, sofern sie verstanden werden bzw. sich verstanden fühlen. Alltagserfahrungen in der Kita zeichnen nicht selten ein anderes Bild. Denn Verhaltensstörungen sind eine Störung des Miteinanders (Finger & Simon, 2016) und beziehen sich immer auch auf das soziale Umfeld, auf das ein Kind reagiert bzw. in dem ein Kind agiert. Gerade bei kindlichem Verhalten, das uns mit eigenen unangenehmen Gefühlen konfrontiert, kann es schwerfallen, das Verhalten zu verstehen. Genau dies ist jedoch die anspruchsvolle Aufgabe derjenigen Erwachsenen, die das Kind begleiten und betreuen. Die Einsicht, dass das Verhalten eines Kindes immer auch als ein Lösungsversuch zu sehen ist, den das Kind unternimmt, um ein unerfülltes Bedürfnis zu kompensieren oder darauf aufmerksam zu machen, kann hierbei sehr hilfreich und entlastend wirken.
Inwiefern kindliche Verhaltensauffälligkeiten von den erwachsenen Bezugspersonen als sehr belastend oder auch überfordernd empfunden werden, hängt maßgeblich von eigenen biografischen Erfahrungen ab (z.B. Erfahrungen in konfliktreichen Situationen, selbst erfahrene Erziehungsmethoden oder auch eigene Erfahrungen mit grenzüberschreitendem Verhalten). Sehr häufig jedoch fühlen sich Erwachsene ohnmächtig, hilflos und/oder gekränkt. Dem Team und dem konstruktiven Miteinander im Team kommt hier die entscheidende Rolle zu. Die gemeinsame Verantwortung für den Umgang mit dem Kind sowie die Erarbeitung und Festlegung gemeinsamer Strategien reduzieren Ohnmachtsgefühle, da sie die individuelle Handlungssicherheit erhöhen. Erste Schritte sind der Aufbau einer verlässlichen und tragfähigen Beziehung zum Kind sowie eine Fokussierung auf die Stärken des Kindes und das Erkennen von Situationen, in denen das Problemverhalten nicht auftritt. Auch hier braucht es alle Beteiligten im System.
Beim Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten geht es sehr um die Reflexion unserer eigenen Verhaltensmuster im Umgang mit Kindern, gerade in herausfordernden Situationen. Es geht also um uns selbst, da wir die Verantwortung für die Beziehung zum Kind tragen. Das ist keine leichte Aufgabe, die jedoch sehr lohnenswert ist, wenn wir die Erfahrung machen, dass sich durch unser Zutun kindliche Verhaltensweisen abschwächen.
In Workshops am Nachmittag wurde dieser anspruchsvollen Aufgabe insofern Rechnung getragen, als dass in den 6 Workshops relevante Themen fokussiert diskutiert und erarbeitet wurden:
„Umgang mit herausforderndem Verhalten im Alltag“
- Fokus psychische Störungen
- Fokus Fallberatung
- Fokus Heilpädagogik
- Fokus Aggressions-Acht
- Fokus Eltern
- Fokus Team

Indem wir kindliches Verhalten verstehen lernen und (auch mit dem Kind gemeinsam) Hilfsmaßnahmen entwickeln und Lösungsvorschläge erarbeiten, eröffnen wir neue Wege und Räume für das Kind, sich auch neu und anders zu verhalten. Nur so kann es wachsen und – unter Wahrung seiner individuellen Würde – positive Selbstwirksamkeit erleben und sich in der Folge ohne eigen- oder fremdschädigende Verhaltensweisen ins soziale Miteinander einfügen.
Die von Prof. Dr. Hédervári-Heller zur Verfügung gestellte Präsentation mit den ausführlichen Informationen und Inhalten sowie Literaturempfehlungen finden Sie hier zum Download.
„Und dann bekomme ich eine Wut! - …und dann?“

Fachtag – mit Dr. rer. nat. habil. Gabriele Haug-Schnabel
Die Verhaltensbiologin und Ethnologin Dr. rer. nat. habil. Gabriele Haug-Schnabel führte durch den Fachtag. Sie leitet die Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM) in Kandern.
Zu Beginn des Fachtags führte uns Gabriele Haug-Schnabel anhand eines gleichsam alltäglichen wie berührenden Beispiels die Wirkung von Etikettierungen auf Kinder anschaulich vor Augen: Ein 4-5-jähriger Junge, der beim Besuch seiner Kita umgehend die fremde Besucherin anspricht und sie fragt: „Weißt du schon, wer ich bin?“ Nach ihrem Verneinen teilt er ihr mit: „Ich bin der, der immer eine Wut kriegt.“ Der Junge weiß nicht nur sehr genau, dass er häufig wütend wird, er weiß auch, dass er deswegen im Gespräch der Erwachsenen immer wieder vorkommt und man ihn kennt.
Ein Blick auf die Gefühlsentwicklung bei Kindern zeigte uns, dass sich Wut und Traurigkeit später als die Gefühle Freude, Angst, Ekel und Interesse ausbilden. Wut und Traurigkeit treten erst etwa 2 Monate nach der Geburt auf, da Babys erst Störendes und Durcheinanderbringendes erleben müssen, um einen Anlass für diese Gefühle zu haben. Erst wenn ich eine Unordnung in meinem gewohnten System erlebe, stört es mich bzw. macht es mich traurig, dass der liebgewonnene Zustand nicht (mehr) eintritt.
Dem Facial Action Coding System (FACS) nach Paul Ekman zufolge werden die 7 genetisch bedingten Emotionen Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung kulturübergreifend verstanden. Wut, Ekel und Angst sind zudem sozial ansteckende Emotionen. Insbesondere die Wut ist individuell variabel und sehr stark ausdifferenziert, v.a., um sie in sozialen Kontexten schnell zu erkennen.
Kinder brauchen für die eigene Selbstbildung und Selbstwerdung die Spiegelung ihrer Gefühle: Das menschliche Selbst entsteht durch die Resonanz zwischen dem heranwachsenden Kind und seiner erwachsenen Bezugsperson. Die Entwicklung einer Deutungskompetenz gegenüber den individuellen Gefühlen der ihnen (anvertrauten) Kinder, „um sie lesen zu lernen“, ist eine bedeutende Aufgabe der Erwachsenen: Je nach Tagesform, Uhrzeit, beteiligter Spielpartner oder Bezugspersonen, Situation und Kontext, etc. gelingt es den Kindern mehr oder weniger gut, ihre eigenen Gefühle spüren, einordnen und als Botschaft für ihr Verhalten annehmen zu können. Je klarer wir als Erwachsene in der Lage sind, die Gefühlslagen von Kindern wahrzunehmen und einzuschätzen, desto leichter fällt es, Kindern rechtzeitig eventuell notwendige Regulationshilfen anzubieten. Insbesondere Kinder, die „aus dem Rahmen fallen“, haben die Grenzen ihrer Regulationsfähigkeit erreicht und brauchen Unterstützung durch außen, um Halt zu bekommen und sich beruhigen zu können. Gerade das Gefühl der Wut zeigt klar an, dass ein Kind in einer bestimmten Situation seine Grenze erreicht hat und in diesem Kontext nicht anders reagieren kann („Alles, was ein Kind tut, tut es in guter Absicht für sich selbst“, vgl. Petra Evanschitzky). Dieses Wut-Gefühl zeigen zu dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden, ist der erste wertschätzende Schritt, den Erwachsene in diesen Situationen tun können (Erst nach dem „Abkühlen“ der emotionalen Lage und ab einem gewissen Alter kann eine sinnvolle Erarbeitung kognitiver Strategien zur Regulierung von Stresssituationen mit Kindern erfolgen.).
Eine besondere Bedeutung kommt hier dyadischen Situationen zu, in denen dem betreffenden Kind durch eine 1-zu-1-Zuwendung das Gefühl des Gesehen- und Verstanden-Werdens vermittelt wird. Damit wird das Gefühl des Kindes für sich selbst gestärkt. Es erfährt, richtig zu sein und lernt nach und nach durch die Zuwendung von außen, sich mehr und mehr mit fortschreitendem Alter selbst in ähnlichen Situationen zu beruhigen bzw. schon im Vorfeld geeignete Maßnahmen einzuleiten, die besänftigend wirken. In diesem Zusammenhang betonte Dr. Haug-Schnabel die Bedeutung der Raumgestaltung, da eine wohlüberlegte und an den Bedürfnissen der Kinder angepasste Strukturierung von Räumen, Ecken, Stellen und Plätzen nicht nur vielfältige und individuell passende Entwicklungsanregungen ermöglicht, sondern auch auf die Gefühlslage der Kinder regulierend einwirken kann. Die Idee von „Denk-“, „Knall-“ und „Tank-Stellen“ wurde in die Runde gebracht und anhand verschiedener Beispiele erörtert. Kinder, die die Möglichkeit haben, sich Situationen zu entziehen, die ihnen nicht gut tun, werden in die Lage versetzt, für sich zu sorgen und können dem sogenannten „Dichte-Stress“, der in allen Einrichtungen mehr oder weniger auftritt, wirksam begegnen. Eine unkomplizierte Raumgestaltung hilft den Kindern, den Überblick zu behalten, sich selbst zu entfalten und sich zu regulieren. Die Möglichkeit, sich entfernen zu dürfen, erlaubt Kindern, sich einer zu lauten Umgebung zu entziehen und damit für sich selbst zu sorgen. Hier sind schon Kinder sehr individuell – dieser Individualität Rechnung zu tragen und Kindern dafür Freiräume einzuräumen, ist ein wichtiger Schritt, um Kinder nach und nach zu befähigen, selbst zu erkennen, was sie brauchen und ihnen die Regulation der eigenen Gefühlswelt zu erleichtern.
Am Nachmittag wurden Fragen der Teilnehmer:innen aufgegriffen, die sich den Themen altersspezifische Regulationshilfen, Selbstschutz, Handlungsstrategien der pädagogischen Fachkräfte, Wutauslöser und wohldosierte Balance zwischen Nähe und Distanz zum Kind widmeten. Auch hier wurde deutlich, wie wichtig die Beobachtung der Kinder ist, um einerseits sie und ihr Verhalten einschätzen zu können und andererseits den Moment sowie die Art und Weise des Eingreifens gut abschätzen zu können. Ein gut aufeinander abgestimmtes Team ist dabei unerlässlich, um diese belastenden Situationen gemeinsam tragen und flexibel handeln zu können.
Hier finden Sie die Präsentation des Fachtags zum Download.
„Der Einfluss früher Bindungserfahrungen auf die pädagogische Arbeit mit Kindern“
16.09.2019 – Fachtag im Haus „An der Kreuzkirche“ in Dresden
Die Diplom-Pädagogin und analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Frau Prof. Dr. Éva Hédervári-Heller führte durch den Fachtag. Ein anfänglicher Blick auf die Grundkompetenzen pädagogischen Handelns, die — bestehend aus der Persönlichkeitsentwicklung, der pädagogischen Haltung und dem Fachwissen – in die persönliche Handlungskompetenz münden, verdeutlichte die Notwendigkeit und den Anspruch an pädagogische Fachkräfte, sich ausgiebig und kontinuierlich mit eigenen Kindheitserfahrungen, aber auch den eigenen Vorstellungen über Kinder an sich auseinanderzusetzen. Unser heutiges Verständnis von Kindheit charakterisiert das Kind als aktiven Lerner, das in allen Entwicklungsphasen empfindendes, fühlendes, strebendes, denkendes und lernendes Wesen ist.
In ihrer theoretischen Einführung zur Bindungstheorie (Bowlby, 1975; Grossmann & Grossmann, 7. Auflage, 2017) beschrieb Prof. Hédervári-Heller nicht nur die verschiedenen Bindungstypen, sondern betonte auch klar, dass es pädagogischen Fachkräften nicht obliegt, die Bindungsqualität eines Kindes zu bestimmen. Auch würden nicht alle Kinder, die unter Vernachlässigung im familiären Umfeld leiden, eine Bindungsstörung entwickeln. Hier spielen Resilienzfaktoren eine entscheidende protektive Rolle. Gerade die (emotionale) Anwesenheit mindestens einer Bezugsperson zeigt klar auf, welche Chancen Kindertageseinrichtungen bergen. Die damit verbundenen Möglichkeiten für ein Kind, gesehen und anerkannt zu werden sowie sich selbstwirksam einbringen zu können, können als bedeutende Ressource wirken. Darum wissend, dass das individuelle Bindungsverhalten veränderbar ist, wirkt entlastend für pädagogische Fachkräfte und macht den Blick frei für eine ressourcenorientierte Sicht auf das Kind, das mithilfe seines individuellen (z.B. unsichervermeidenden) Bindungsverhaltens seinen Alltag bewältigt und damit kompensatorisch früheren Bindungserfahrungen begegnet.
Zu diesen kommen neue Erfahrungen dazu, die wiederum als innere Repräsentanzen unsere Sicht auf die Welt spiegeln und sich im Laufe des Lebens wandeln. Wir entwickeln sozusagen als Individuen ein Repräsentanzmodell von uns selbst und unserer Beziehung zu und mit anderen. Ausschlaggebend ist nicht, was wir erlebt haben, sondern wie wir über diese (frühen) Erfahrungen denken, diese (emotional) erleben und bewerten und darüber sprechen. Genau hier können wir in der Kindertagesbetreuung ansetzen. So sind Feinfühligkeit und Selbstreflexion durch die Erwachsenen als entscheidende Wirkfaktoren der Entwicklungsbegleitung von Kindern zu nennen. Dafür brauchen die Kinder pädagogische Bezugspersonen, die mit ihnen im Kontakt sind. Bindung als „gefühlsmäßiges Band“ zu einer (oder mehrerer) Bezugspersonen ist als menschliches Grundbedürfnis, das die zwei Aspekte „Bindung“ und „Exploration“ umfasst. Erst wenn sich ein Kind sicher fühlt, kann es – in Abwesenheit von Stressfaktoren – neugierig in die Welt gehen und exploratives Verhalten zeigen. Bei innerer oder äußerer Belastung wird das kindliche Bindungsverhaltenssystem aktiviert, was wir durch eine genaue Beobachtung des Kindes wahrnehmen können. Bei jüngeren Kindern kann man bspw. gut beobachten, ob sie Schutz brauchen (z.B. Anklammern, Arme ausstrecken, nachlaufen). Bei älteren Kindern hingegen ist eine mitunter genauere und sensiblere Beobachtung vonnöten, um herauszufinden, welche guten Gründe ein Kind für sein Verhalten hat und welche nicht befriedigten Grundbedürfnisse u.U. dahinterstehen. Pädagogische Fachkräfte sollten sich von einer selbstreflektierenden Haltung leiten lassen und im Team diskutieren, was das Kind braucht und wie die gemeinsam abgestimmten Handlungsoptionen der Erwachsenen aussehen könnten. Die Pädagogisierung eines psychischen Problems, das immer eine Ursache hat, führe hier nicht zur Lösung, sondern zur Manifestierung des Problems, so Hédervári-Heller.
Hier gemeinsam im Team gute Strategien, auch professionsübergreifend, zu entwickeln, wird auch künftig eine wichtige Aufgabe für die Kindertagesbetreuung sein. Die Vernetzung zu Therapeuten, Ärzten, aber auch der Verweis auf Beratungsstellen, ist hier entscheidend.

„Spielwelten? – Lernräume!“

27. und 28. Juni 2019 – Pädagogische Fachtagung auf der Kulturinsel Einsiedel
„everybody is an artist – Jeder ist ein Künstler!“
Am 27. und 28. Juni 2019 trafen sich zum achten Mal experimentierfreudige Pädgog:innen auf der Kulturinsel Einsiedel. In der Atmosphäre der Insel blühen Kreativität und Quer-Denken, die Grundlagen für neue Ideen und Ausdrucksformen. Unter dem Motto „everybody is an artist – Jeder ist ein Künstler“, von welchem die Macher der Fachtagung fest ausgehen, wurden den Teilnehmer:innen Spielräume geboten, um das eigene Können auszuprobieren. Wie üblich wurden die Gäste an der Westpforte von den guten Geistern der Insel in Empfang genommen und landesüblich in das herrschende Brauchtum eingeführt. Bei 30 Grad Außentemperatur bekamt der Spruch „Jede künstlerische Leistung ist ein Sieg über die menschliche Trägheit.“ von Herbert von Karajan eine ganz neue Bedeutung. Er war einer von mehreren Sprüchen, die eine Grundlage für Diskussionen zum Thema Kunst und Pädagogik schufen. Hier waren sich die Pädagog:innen einig, dass künstlerisches Schaffen ein sehr individueller Prozess ist. Sie dachten darüber nach, welchen Zusammenhang von Anstrengungsbereitschaft und künstlerischen Fähigkeiten es gibt und wie wichtig es ist, Kinder mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen bekannt zu machen. Es ist wichtig, diese vielen „Sprachen“ kennen zu lernen, um für sich geeignete Formen zu entdecken. Ästhetische Bildungsprozesse sind wahrnehmende Prozesse: Materialien, Farben, Formen, Gerüche, Töne, Bewegungen werden in ihrer Unterschiedlichkeit erfahren. Kindliche Ästhetik ist frei von jedem Zweck. In sehr verschiedenen Workshops konnten die Gäste der Fachtagung nun verschiedensten Künsten auf die Spur kommen. Kerstin Reitzig bot „Die Kunst, Gruppen zu motivieren“ und „Die Kunst, gute Gespräche zu führen“ an. Die Teilnehmer:innen erarbeiteten anhand ihrer eigenen praktischen Erfahrungen und Fragen Strategien für den Arbeitsalltag. Michael Schönfelder bot die Möglichkeit, sich in der Jonglage mit verschiedensten Objekten zu üben. Für die Fachkräfte, die sich neue Ideen für künstlerische Projekte holen wollten, bot Kerstin Lesselt „Die Kunst des Malens auf dem Wasser“ an und zeigte am zweiten Tag auf, wie Objekte aus Papier hergestellt werden können. Melvin Haak und Jana Juhran arbeiteten mit der Gruppe zur Entstehung von Texten – beginnend mit Übungen, die eine freie Assoziation ermöglichen über kleine Geschichten bis hin zur Entstehung von Gedichten.
Die Teilnehmer:innen waren sich wieder einig: es ist eine besondere Erfahrung, in der einmaligen Kulisse der Kulturinsel Einsiedel zu arbeiten. Sie nehmen wieder vielfältige Anregungen für die jeweilige Arbeit mit; in den Kindertageseinrichtungen, Jugendfreizeitstätten, der Kindertagespflege und anderen pädagogischen Einrichtungen.
„Offene Arbeit in der Kita und die Rolle der Fachkräfte“

26.3.2019 – Fachtag im Tagungshotel der TSA gGmbH in Jena
Auf dem Weg in die Offene Arbeit sind die Pädagog:innen mit der massivsten Umstellung ihrer Arbeit konfrontiert. Die neue Perspektive führt dazu, dass sich ihr pädagogischer Alltag verändert und die berufliche Identität massiv erschüttert wird. Die Öffnung für die Themen und Anliegen der Kinder erfordert ein Umdenken, welches besonders in Bezug auf pädagogische Grundhaltungen und Vorstellungen des gemeinsamen Zusammenlebens neue Perspektiven auf die Arbeit in der Kita eröffnet.
Frau Prof. Dr. Barbara Wolf gab am Vormittag mit ihrem Referat „Pädagogische Fachkräfte in der offenen Arbeit – nur noch bessere Aufsicht der Kinder?“ Impulse für eine anschließende Diskussion. Besonders ging sie auf die veränderten Rollenanforderungen an pädagogische Fachkräfte ein, die ein „neues Bild vom Kind“ erfordern. Die Power-Point-Präsentation des Referates finden Sie hier.
In Workshops am Nachmittag wurde die Arbeit der Fachkräfte aus vier verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Frau Kerstin Reitzig, Fortbildnerin und Fachberaterin, arbeitete zum Thema „Wie lernen Kinder?“ mit den Teilnehmer:innen erfahrungsbezogen. Förderende bzw. hemmende Lernfaktoren wurden dabei herausgefiltert, Nährstoffe für nachhaltiges Lernen diskutiert und auf das aktuelle Arbeitsfeld exemplarisch übertragen. Kinder lernen, weil es ihnen Spaß macht, weil sie Lust haben etwas herauszufinden und sich die Welt anzueignen. Will man Kinder dabei unterstützen, all ihre Kräfte zu entfalten, ist es Erfolg versprechend, die Herausforderungen des Alltags als komplexes Bildungsangebot zu begreifen und gemeinsam mit den Kindern ihre Themen zu bearbeiten.
„Beobachtung als Grundlage pädagogischer Prozesse“ war das Thema eines zweiten Workshops, in welchem Jana Juhran, Fortbildnerin, mit den Teilnehmer:innen ins Gespräch kam. Deutlich wurde, dass eine Veränderung der Haltung und Rollenvorstellung der Fachkräfte dazu führt, dass die Beobachtung nicht „noch dazu gemacht werden muss“ sondern die Grundlage für die kindzentrierte Begleitung von Bildungsprozessen darstellt. Durch eine professionelle, gezielte Beobachtung werden Themen der Kinder deutlich und können so unterstützt werden.
Zum Thema „Beteiligungsstrukturen in der Kita entwickeln“ arbeitete Andrea Stüber, Kita-Leiterin, in einem dritten Workshop. Die Grundlage legt das Bundeskinderschutzgesetz mit der Formulierung: „Kinder, die sich selbstbewusst für ihre Rechte und Bedürfnisse einsetzen, sich wertgeschätzt und selbstwirksam fühlen, sind besser vor Gefährdungen geschützt.“ Partizipation bedeutet: Pädagogische Fachkräfte geben MACHT an die Kinder ab. Sie geben nie die VERANTWORTUNG ab.
Frau Maria Mewes, Fortbildnerin, arbeitete zur „Gestaltung der Lernumgebung“ mit den Gästen der Tagung. Besonders die Beteiligung der Kinder bei der Raumgestaltung, welche auch immer mit einer Flexibilität und Machtabgabe durch die Fachkräfte verbunden ist, stand im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Gestaltung der Lernumgebung sollte durch Wertschätzung der Anliegen der Kinder geprägt sein, das Wohlbefinden der Kinder, aber auch der Pädagog:innen, sollten handlungsleitendes Anliegen sein.